Beyoncé kämpft für Frauenrechte

Es geht auch anders: Feminismus kann modern und sogar sexy sein. Beyoncé beweist uns das auf ihre ganz eigene Art. Durch ihr Schaffen macht sie den Kampf ums Frauenrecht populär und verleiht ihm eine neue Dimension. Allerdings muss man genau hinsehen, um die Zeichen des Feminismus bei ihr zu erkennen.

Mit ihren 34 Jahren ist Beyoncé ganz oben angekommen: Sie ist die Popsängerin mit den meisten Grammy-Awards, ihr Album «Beyoncé» war nach der Veröffentlichung das schnellstverkaufte Album auf iTunes. In diesem April startet ihre «Formation World Tour», mit der sie am 14. Juli auch im Zürcher Letzigrund gastiert. Und während sie den Pop-Olymp erreicht hat, setzt sie sich fast unbemerkt auch politisch ein.

«Beyoncé schafft es, feministische Positionen in den Mainstream zu bringen und Feminismus zu popularisieren», sagt Kordula Knaus, Musikwissenschaftlerin der Universität Bayreuth. Der Feminismus zieht sich bei Beyoncé durch ihre ganze Arbeit, obwohl sie auch mit sexuellen Reizen spielt. «Sie verkörpert eine stark sexualisierte Weiblichkeit.
Das Interessante ist, dass das nicht als Widerspruch zum Feminismus wahrgenommen wird», sagt Knaus. «Beyoncé betreibt einen kampfbereiten Feminismus und ist gleichzeitig ein Sexsymbol.»

Bei ihren Auftritten ist das gut zu sehen. In knappen Kostümen setzt sie sich selbstbewusst in Szene. Dabei arbeitet sie mit diversen Stilelementen. «Beyoncé hat sich bewusst für eine Band, die nur aus Frauen besteht, entschieden.» Üblicherweise sind die Begleitbands von Popkünstlern durchmischt, doch Beyoncé wird von einer Frauen-Band begleitet.

Sie tourt mit einer Band, die nur aus Frauen besteht

Auch sie selbst war Teil einer Girlgroup: Sie startete ihre Karriere Ende der Neunzigerjahre bei Destiny’s Child. Schon damals stand die Girlpower im Vordergrund – neben «Independent Woman Pt. 1» war auch «Bootylicious» ein Song, der das zum Ausdruck brachte. «I don’t think you’re ready for this jelly» – «Ich glaube nicht, dass du für diesen Wackelpudding bereit bist» – ist einer der bekanntesten Phrasen der Diskografie von Destiny’s Child. Gemeint waren damit die Kurven der Frau. «Bootylicious» wurde auch ein Begriff für eine attraktive, kurvige Frau und sogar ins Oxford English Dictionary aufgenommen.

Auch schriftlich bringt Beyoncé ihre Position zum Ausdruck. Im Jahr 2014 veröffentliche Beyoncé im «Shriver Report» einen Essay mit dem Titel «Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein Mythos». «Gleichberechtigung wird erst dann erreicht sein, wenn Männer und Frauen denselben Lohn und denselben Respekt bekommen», schreibt sie dort und appelliert an die Vorbildfunktion, die Erwachsene gegenüber Kindern haben. «Wir müssen unseren Jungs die Regeln von Gleichberechtigung und Respekt beibringen, sodass die Gleichberechtigung von Mann und Frau zum natürlichen Leben gehört. Und unseren Mädchen müssen wir beibringen, dass sie alles erreichen können.»

Beyoncé: Angst, eine Feministin zu sein

«Ich bezeichne mich als Feministin, obwohl ich immer Angst vor diesem Begriff hatte, weil die Menschen so viel reininterpretieren. Aber eigentlich ist es ziemlich einfach: Es ist eine Person, die an die Gleichberechtigung von Mann und Frau glaubt», erklärt Beyoncé im auf YouTube veröffentlichten Kurzfilm «Yours and Mine». Zum Feminismus bekennt sie sich im Song «Flawless». Mitten im Lied sind Auszüge aus einem Vortrag der nigerianischen Frauenrechtlerin Chimamanda Ngozi Adichie an einem TedX-Event zu hören. «Feminist: Eine Person, die an die politische, ökonomische und soziale Gleichstellung der Geschlechter glaubt», sind die Worte, die vor Beyoncés Gesang ertönen.
Der gesamte Vortrag Adichies ist auf YouTube zu sehen.

«In den Inhalten gibt es immer wieder feministische Nachrichten, beispielsweise bei ‹Run The World›, wo es darum geht, dass Frauen die Welt in die Hand nehmen und Positionen einnehmen sollen, die klassischerweise eher von Männern besetzt sind», sagt Knaus. Im Jahr 2011 präsentierte Beyoncé dieses Lied an den Billboard Music Awards und startete den Auftritt mit den Worten: «Männern wurde die Möglichkeit gegeben, die Welt zu beherrschen. Aber Frauen, unsere Revolution hat begonnen.» Es folgte eine imposante Show, die mit dem Aufmarsch einer Frauen-Armee endete. «Ich finde ihre Arbeit mit martialischen Symbolen sehr spannend», erzählt Professorin Knaus. Über 100 Tänzerinnen standen auf allen Bühnen der Veranstaltung mit Flaggen verteilt und Fäusten in der Luft. Anschliessend erhielt sie den «Billboard Millennium Award» für ihre Verdienste in der Musikbranche.

Mit der Veröffentlichung der neuen Single «Formation» kommt ein weiterer Punkt in Beyoncés politischer Wirkung hinzu: der Kampf gegen Rassismus. Im Lied geht es um den Kampf von Dunkelhäutigen um die Gleichbehandlung und um den Stolz Beyoncés, dunkelhäutig zu sein. Diese Nachricht wurde auch beim diesjährigen Superbowl-Auftritt Beyoncés inszeniert: Ihre Tänzerinnen trugen Kleidung, die an die Black Panther Party, die sich in den 60er-Jahren für die Gleichberechtigung der Dunkelhäutigen einsetzte, erinnerte. Sie selber trug ein Kostüm, welches an Michael Jacksons Outfit vom Superbowl 1992 angelehnt war. «Ladys, jetzt bringen wir uns in Stellung.»

Kurz nach dem gemeinsamen Superbowl-Auftritt mit Coldplay und Bruno Mars kündigte Beyoncé die «Formation World Tour» an, und sie wird damit bald auch die Fans in der Schweiz glücklich machen. Die Show startet am 27. April in Miami, es kann von einer perfekt durchchoreografierten Performance mit viel Frauenpower ausgegangen werden. Und auch wenn viele Beyoncé als Göttin bezeichnen: Das Wetter kann sie am besagten Abend nicht steuern. Strahlen wird sie aber allemal.

Beyoncé kämpft für Frauenrechte
Statement: Bei ihrem Auftritt an den MTV Video Music Awards 2014 setzte Beyoncé ihre Haltung in Szene.

BEYONCÉ
14.07.16, Letzigrund Zürich
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