Sie leiten den Schweizer National-Circus in siebter Generation – im Gespräch mit event. verraten Doris, Géraldine und Franco Knie jun., worauf sie sich dieses Jahr freuen.

Doris Knie (Administration, links im Bild), Franco Knie jun. (Technik) und Géraldine Knie (Programm) leiten den Circus Knie in siebter Generation.

event.: Géraldine Knie, Sie sind für das Jubiläums-Programm zuständig. Worauf dürfen wir uns dieses Jahr freuen?
Géraldine Knie: Es wird eine Mischung aus Highlights sein, ein «Best of», und wir präsentieren auch ganz neue Attraktionen.

Und natürlich mit Giacobbo/Müller zwei der bekanntesten Schweizer Comedy-Stars!
Géraldine: Viktor und Mike sind in dieser Kombination ideal. Die beiden bringen mich auch privat immer sehr zum Lachen. Bei ihnen weiss man, dass es garantiert funktionieren wird. Sie sind so professionell, dass sie sich voll auf den Zirkus einstellen können. Das ist genial!

Sie sind im Zirkus aufgewachsen – was hat sich im Knie-Programm seit Ihrer Kindheit verändert? Ist es immer besser geworden?
Géraldine: Das kann man so nicht sagen. Es war schon immer top. Man geht einfach mit der Zeit – vor allem, was die Technik betrifft – da sind wir auf dem neuesten Stand.

Ist es eine besondere Herausforderung, das Programm zu gestalten?
Géraldine: Das ist tatsächlich nicht so einfach. Die Geschmäcker sind verschieden, unser Publikum ist zwischen 2 und 100 Jahre alt. Unser Mix muss für alle etwas bieten. Am schönsten ist, wenn es zum Schluss heisst: «Dieses Jahr war es noch besser als im Jahr zuvor!»

Wie holen Sie die Kinder und Jugendlichen ab? Gibt es einen Trick?
Géraldine: Ich schliesse kein Alter aus. Und orientiere mich an dem, was meine eigenen Kinder gut finden. Im Zeitalter der Digitalisierung – iPads und so weiter – wird es immer schwieriger, die Kinder zum Lachen zu bringen, alles muss sehr schnell gehen.

An den Nachmittagsvorstellungen treten anstelle von Giacobbo/Müller Clowns auf?
Géraldine: Ja, die werden speziell etwas bieten, das auf ein jüngeres Publikum ausgerichtet ist – was aber nicht heisst, dass die Nachmittage nur für Kinder interessant sein werden.

Wie ist es, als Kind im Zirkus aufzuwachsen?
Géraldine: Das Zirkusleben ist für Kinder wunderbar – abwechslungsreich und spannend zugleich.
Franco jun.: Unsere Kinder wachsen mehrsprachig auf. Sie lernen verschiedene Kulturen und Religionen kennen – und sind so viel offener.

Worauf freuen Sie sich im Jubiläumsjahr besonders?
Franco jun.: Wie jedes Jahr freuen wir uns, aus unserem «Winterschlaf» zu
kommen und dass wir wieder auf Tournee gehen können – wir sind gerne unterwegs.

Was ist heute anders als früher?
Franco jun.: Vieles. Das Reisen ist einfacher geworden. Wir haben bessere Fahrzeuge. Bessere Geräte für Aufbau und Abbau.
Doris Knie: Die Menschen sind mobiler geworden. Früher haben wir in fast
70 Städten gastiert – heute sind es noch 33. Früher musste man bei den Leuten quasi vor die Haustür fahren.

Und der Komfort fürs Publikum hat sich wohl auch verbessert?
Doris: Ja, nicht nur Ton und Licht, auch der Sitzkomfort – früher sassen die
Zuschauer auf Holzbänken, heute haben wir Einzelsitze. Wir haben zum Jubiläum auch ein neues Zelt erhalten.

Ist es hinter den Kulissen auch komfortabler geworden?
Franco jun.: Auf jeden Fall. Unsere Grosseltern hatten nicht so grosse Wagen wie wir heute und mussten auf fliessendes Wasser verzichten. Unsere Urgrosseltern haben sogar noch unter freiem Himmel gespielt. Es ist Luxus, wie wir heute reisen.

«Wir freuen uns, dass dieses Jahr drei Generationen unserer Familie in der Manage stehen werden.»

Gèraldine Knie

Wie geht es weiter, wie wird der Circus Knie in 25 Jahren aussehen?
Franco jun.: Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber wir hoffen, dass die Tradition und die Bindung, die wir mit dem Publikum haben, so weitergeführt werden kann. Wir haben in den letzten Jahren eine neue Lautsprecheranlage und eine neue Lichtanlage integriert. Auch in der Show haben wir ganz moderne Nummern – letztes Jahr zum Beispiel mit autonom gesteuerten Drohnen.
Doris: Die Tradition müssen wir schon beibehalten – denn davon lebt der Zirkus schliesslich.

Franco jun.: Ich denke, der Zirkus wird auch in Zukunft immer ein
Erlebnis sein. Das man fühlt, riecht und spürt. Emotionen, die einem unter die Haut gehen. Ich denke, das wird auch in 25 Jahren so sein.

Könnte das Bedürfnis nach Zirkus-Unterhaltung in einer immer virtueller werdenden Welt sogar noch wachsen?
Franco jun.: Ja, man sagt ja, im Zirkus kann man wirklich mal abschalten. Auch das Handy muss man im Zirkus ausschalten – und dann wirklich die Show geniessen und sich von ihr verzaubern lassen. So lauten die Feedbacks, die wir erhalten, was uns sehr freut.

Wie ist das Verhältnis zur sechsten Generation?
Doris: Wir übernehmen jedes Jahr immer ein wenig mehr. Die Väter, Franco und Fredy jun., sind beide noch da. Wir treffen immer mehr unsere eigenen Entscheidungen, aber eigentlich wird alles mit der Familie besprochen. Wir sind sehr froh und dankbar, auf die Erfahrung unserer Väter zurückgreifen zu können.

Wird dereinst auch die achte Familiengeneration das Zepter übernehmen?
Doris: Davon gehen wir aus. Wer in diese Welt hineingeboren wird, hat es im Blut und sagt nicht einfach Tschau.
Franco jun.: Würde jemand anderes unseren Zirkus leiten, wäre auch unser Spirit verloren.

Die jungen Knies der achten Generation mischen ja auch schon eifrig in der Manege mit.
Géraldine: Das ist das Emotionale bei uns Zirkuskindern – wir treten in die Fussstapfen unserer Vorfahren. Meine Tochter Chanel Marie hat sich letztes Jahr dasselbe Kostüm ausgesucht, wie ich es als Kind in der Manege trug, weil sie es auf Bildern gesehen hat – das sind sehr emotionale Momente! Sie denkt und fiebert mit. Ein sehr bewegender Moment wird auch sein, wenn dieses Jahr drei Generationen unserer Familie gleichzeitig in der Manege auftreten werden. Darauf freuen wir uns sehr!

Circus Knie – 100 Jahre Jubiläum
Ab 21. März 2019, ganze Schweiz
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