Wird bei Drama-Lana jetzt alles gut? Auf ihrem neuen Albumcover lacht Lana del Rey uns an. Ganz so fröhlich ist «Lust For Life» dann allerdings doch nicht. Dennoch macht das Album Freude.
Die Künstlerin

Lana Del Rey – als geheimnisvolle, unnahbare Kreatur zwischen Hollywood-Diva und Emo-Queen mit grungigem Trailerpark-Chic rückte sie sich im Dezember 2011 mit ihrem Song «Video Games» ins Licht des Bewusstseins. Zuvor hatte die ehemalige New Yorker Sozialarbeiterin unter ihrem Real-Life-Namen Lizzy Grant mit durchschnittlichem Erfolg in den Clubs von Brooklyn und in der Lower East Side gespielt. Mit selbstgebastelten Videoclips aus Aufnahmen vom Sunset Strip und einer tiefen, bedeutungsschwanger wirkenden Stimme inszenierte sie sich erfolgreiche als Mystery Girl – und plötzlich hörte die ganze Welt zu. Ihr zweiter Hit, «Born To Die», hatte angeblich ihren eigenen Todeswunsch zum Thema. In der Schweiz besuchte sie uns hierzulande bis jetzt unter anderem am Montreux Jazz Festival.
Mit wachsendem Erfolg müsste Lana eigentlich kein Kind von Traurigkeit sein – doch Traurigkeit ist das Konzept. «Summertime Sadness» (der Name sagts) war 2012 ein weiterer melancholischer Schmachtfetzen, auch für das melodramatische Märchen «Maleficent» steuerte sie mit «Once Upon A Dream» einen bittersüssen Titelsong bei. Keine wesentliche Gemütsaufheiterung mit den Alben «Ultraviolence» (2013) und «Honeymoon» (2015).
Das neue Album
Was für eine Überraschung: Lana lacht – und das Album heisst «Lust for Life». Wird jetzt alles gut? Es ist durchwachsen. Offenbar noch immer leidet sie unter Liebeskummer («Cherry»), und himmelt devot böse Buben an («Groupie Love»). Die Lebenslust ist aber auch da, gut auszumachen im Song «Love» und im traumhaften Video dazu.
Dann wird es vielfältig, meist theatralisch-dramatisch wie gewohnt. Mit The Weeknd, A$AP Rocky, Stevie Nicks und Sean Ono Lennon sind Gast-Gesangspartner mit dabei. Was darauf deutet, dass Lana zu neuen Ufern aufbricht – aber offenbar nicht weiss, wohin die Reise gehen soll. Legte sie doch bisher so viel Wert auf Zeitlosigkeit, biedert sie sich mit Rapper A$AP Rocky gängigen Trends an – auch das Duett mit R&B-Shooting-Schönling The Weeknd steht unter Marketing-Kalkül-Verdacht.
Anspieltipps
«Beautiful People Beautiful Problems» mit Fleetwood-Mac-Legende Stevie Nicks überzeugt mit Natürlichkeit, und der Titel lässt auf Selbstironie schliessen. Offensichtlich nimmt die liebe Lizzy ihr Bühnen-Alter-Ego, die lamentierende Lana, selber nicht so furchtbar ernst.
«Tomorrow new came» ist eine Hommage an die Beatles – und Lana ist hörbar stolz darauf, dass sie für diesen Song John Lennons Sohn Sean Ono Lennon als Partner gewinnen konnte.
«Get Free» mit dem Charme eines Sechzigerjahre-Popsongs ist neben «Love» der beste Track des Albums. Punkte gibt es auch für «Coachella – Woodstock in my Mind» und für «Heroin», vor allem wegen des bewegenden Textes.
Urteil
Wie aus dem Mystery Girl Lana selbst wird man auch aus diesem Album nicht ganz schlau. Mal sehr bewegend, aber an manchen Stellen offensichtlich seicht. Aber was davon ist echt – und was ist bloss billiges Kalkül und Kunstfigur? Für Fans ist diese Ungewissheit okay, sie wollen ja ihre Drama-Lana und nicht Lizzy from the Block.
Klar ist nur eines: Dieses Trampeltier A$AP Rocky hätte Lana doch besssr aus dem Studio verbannt. Mit seinen völlig unpassenden Raps zu «Summer Bummer» (Tiefpunkt des Albums) und «Groupie Love» ist er der Elefant im Porzellanladen.
LANA DEL REY
TICKETALARM