Queens of the Stone Age haben sich mit «Villains» vier Jahre Zeit gelassen. Am Produzentenpult diesmal: der britische DJ Mark Ronson. Das Resultat? Ein schmackhaftes Album mit ein paar Feuerwerken.

Die Band

Kopf, Herz und Seele der QOTSA ist Frontmann Joshua Homme. Bei den Rockern gab es in den letzten Jahren ein paar Einwechslungen, wie bei einer Champions-League-Mannschaft, deren Kapitän seit 1996 der gleiche Mann ist. Der rothaarige 44-Jährige ist ein Urgestein in der Rock-Grunge-Szene, zu seinen besten Kumpels zählen u.a. Foo-Fighters-Sänger Dave Grohl, mit dem er 2009 die Rock-Supergroup Them Crooked Vultures gründete. Der Kalifornier aus Palm Springs ist mal Sänger, Gitarrist, Schlagzeuger oder Produzent (zum Beispiel für Arctic Monkeys). So sitzt er auch bei den Eagles of Death Metal am Schlagzeug. 2015 war für die EODM ein schicksalhaftes Jahr, da entkam die Band dem Terroranschlag im Bataclan in Paris. Homme war bei der Europatournee nicht dabei. Schon einmal entkam der dreifache Vater knapp dem Tod, als er 2010 während einer Knie-Operation einen Herzstillstand erlitt. Glück im Unglück. 2016 folgte ein besseres Jahr: Homme und Iggy Pop spannten zusammen, das Resultat: Das Album «Post Pop Depression», eines der besten Rockalben der letzten Jahre. Glück und Unglück liegen manchmal nah beieinander, das weiss auch der Kapitän der Queens of the Stone Age.

Das Album

Mit «Villains» lässt Josh Homme Dampf ab – und es klingt gut. Rock-Energie, die unter die Haut geht.
Mit «Villains» lässt Josh Homme Dampf ab – und es klingt gut. Rock-Energie, die unter die Haut geht.

«Villains», auf Deutsch «Schurke», hat Queens-of-the-Stone-Age-Frontmann Joshua Homme sein siebtes Musikbaby getauft. Als Vorab-Zückerchen gab es für die QOTSA-Anhänger ein Fun-Video – ganze vier Jahre mussten sie sich schliesslich gedulden. Es ist das erste komplette Album seit 2013. Warum nennt der Rock-Hüne (Homme ist 1,93 Meter) sein Werk «Schurke»? Als politisches Statement? Und gegen wen? Nein, ist es zum Glück nicht! Es gibt ja schon genug Ich-rette-mit-meinen-Songs-die Welt-Bands, so wie Coldplay. Homme erklärt den Titel so: «Es hat nichts mit Trump oder dem Scheiss zu tun. Es ist einfach ein Wort, welches erstens verdammt gut aussieht und zweitens ein Kommentar auf alle drei Versionen jedes Szenarios ist. Deinem, meinem und dem, was wirklich geschehen ist. Jeder braucht jemanden oder etwas zum Ablästern – eben den Schurken – so war es schon immer. Man kann das nicht kontrollieren. Das Einzige, das du kontrollieren kannst, ist das Loslassen.»

Das Urteil

Ein kryptischer Titel für eine QOTSA-Platte. Beim Reinhören wird schnell klar, Homme ist auch diesmal seinen musikalischen Prinzipien treu geblieben. Auf «Villains» gibts Rocktöne, die tief eindringen, bis zu den Eingeweiden. So wie man es aus den Vorgängern «Era Vulgaris» oder «Like Clockwork» kennt. Diesmal haben sich die Kalifornier einen neuen Produzenten an Bord geholt: Es ist der britische Hitschreiber Mark Ronson. Das Wunderkind (Amy Winehouse, Bruno Mars) lässt den Songs ihre DNA, gibt eine verspielte Note dazu – aber ohne unnötige Schnörkel oder Spielereien. Es ist ein schlankes, athletisches Album. Das Resultat fühlt sich an wie ein Besuch im Lieblingsrestaurant: Man weiss, was man bekommt, und es ist immer fein. Und ab und zu überrascht der Sternekoch mit einem speziellen Geschmackserlebnis. Das machen Josh Homme und seine Männer auch. «Villains» ist ein durch und durch bekömmliches Werk für die Ohren.

Anspieltipps

«Feet Don’t Fail Me»: Satter, fesselender QOTSA-Auftakt. Zieht gleich in die Gehörgänge ein. Macht Lust auf mehr.
«Fortress»: Entspannter Rocksong, aber Achtung, entwickelt sich zum Ohrwurm. Hommes Stimme kommt hier voll zur Geltung.
«Head Like a Hounted House»: Die Komposition erinnert an Arctic Monkeys.
«Un-Reborn Again»: Ein Bowiesker Song mit Streicher-Elementen.
«The Evil Has Landed»: Da hat jemand voll aufs Gaspedal gedrückt, das fetzt.
«Villains of Circumstance»: Ein Song zum Entdecken, fährt nach ein paar Mal hören voll ein.

QUEENS OF THE STONE AGE
06.11.17, Samsung Hall Zürich
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