Schlechte Laune? Dann hören Sie sich einen Song von Annett Louisan an. Sie hat sich eine Welt geschaffen, die sie und ihre Fans gleichermassen glücklich macht.
Bohème: Sie sieht aus wie die kleinere Schwester von Adele (mit nur 152 cm Körpergrösse) und hat eine Stimme wie eine Zuckermaus. Auch sonst scheint die Welt der Annett Louisan (39) aus Marzipan. Die Songs klingen lieblich, sie liegen zwischen Chanson, Pop, Musette-Walzer, Jazz und Bossa Nova. Die Texte aber, die sie darüberlegt, sind ernsthaft, direkt, mitten aus dem Leben moderner Frauen gegriffen. Damit treibt sie Widerhaken in die Idylle. «Musik-Fee» oder «Pop-Püppchen» nennen Kritiker die Sängerin, sie selber sieht sich offenbar als Bohème. So lautet jedenfalls der Titel des Premieren-Albums aus dem Jahr 2004. Eine Chart-Rakete!

Das optimale Leben: Die Sängerin stürmt die Charts, obwohl sie sich fernab des Mainstreams sieht. «Ich spiele im Irgendwo, in einer eigenen Liga», sagte Louisan einst in einem Interview. «Dort gibt es kaum Zwänge, kaum Druck. Ich kann tun und lassen, was ich will.» Sie müsse sich nicht abstrampeln wie die deutschen Stars des Pop-Geschäfts. Gleich nach dem Debüt wird sie als Retterin vor «Deutschtümelei» gepriesen. Sie nimmts hin, legt 2005 das Album «Unausgesprochen» nach, um zwei Jahre später Zwischenbilanz ihrer Kurz-Karriere zu ziehen. Das Fazit und der Titel des dritten Werks: «Das optimale Leben» (2007).
Teilzeithippie: Zwar zehrt der Alltag auch an den Kräften der Künstlerin (Trennungen, Enttäuschungen). Auf der Bühne zelebriert sie aber noch immer die Leichtigkeit des Seins – so wie 2008, als sie ihre Fans auf ihrem vierten Werk ermuntert: «Lass uns tanzen und singen, mit ein paar Blumen im Haar.» Für sie steht fest: «Wir alle sind Teilzeithippies.» Die Scheibe hält sich 31 Wochen in den Charts – 50 ausverkaufte Konzerte.
Zu viel Information: Die Karriere führt Louisan auch in die weite Welt hinaus. Mit «Zu viel Information» im Gepäck reist sie 2016 nach Südafrika, um u. a. mit Seven, Samy Deluxe und Xavier Naidoo das musikalische Fernsehformat «Sing meinen Song – Das Tauschkonzert» zu bestreiten.
Berlin, Kapstadt, Prag: Nach der Rückkehr denkt die Musikerin in Berlin über neue Songs nach, erinnert sich an Kapstadt und reist nach Prag, um dort ihre Ideen ins Studio zu tragen. Zehn Coversongs von Rammstein bis Udo Jürgens hat sie gesammelt – die bringt sie nun mit nach Zürich und Basel. Sie selber sieht die Serie als Abenteuer, das gewohnte Terrain zu verlassen, um zu wissen, «wo mein Zuhause liegt». Wir sind gespannt.
Dieser Beitrag erschien zuerst im SonntagsBlick.
ANNETT LOUISAN
3. April 2017, Volkshaus Zürich
4. April 2017, Musical Theater Basel
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