Beatrice Egli ist aktuell der erfolgreichste Schlager-Export der Schweiz: Im Juli trat sie bei einem Schlager-Festival bei Berlin vor 15’000 Menschen auf. Wir durften die 28-Jährige an diesem Tag hautnah begleiten.
«Ich hätte mir das Leben nach meinem ‹DSDS›-Sieg nie so vorgestellt.» Seit ihrem Sieg bei «Deutschland sucht den Superstar» im Mai 2013 hat sich für die Schweizer Schlagersängerin Beatrice Egli der Alltag komplett geändert. Sie reist zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz und ist viel beschäftigt. «Das ist das, worauf ich zehn Jahre lang hingearbeitet habe», sagt sie stolz.
Es ist Samstag, 16. Juli 2016: Wir befinden uns auf der Pferderennbahn Hoppegarten vor den Toren Berlins, die Sonne scheint, es ist 24 Grad warm. Beste Konditionen für das Festival des deutschen Schlagersenders Radio B2. 15’000 Menschen werden erwartet und mittendrin: Beatrice Egli.
15’000 Menschen werden erwartet und mittendrin: Beatrice Egli.
Um 15.30 Uhr trifft der Schweizer Schlagerstar auf dem Festivalgelände ein. Der Check-in erfolgt, sie kann ihre Garderobe beziehen. Da so viele Schlagerstars, unter anderem Roberto Blanco und Vicky Leandros, auch Teil dieses Festivals sind, ist genau festgelegt, wer ab wann welche Garderobe benutzen kann. Koffer mit Klamotten und Make-up werden reingetragen, der Raum wird eingerichtet. Ein erstes, kurzes Styling steht an.
Beatrice Egli zeigt sich von der lässigen Seite, trägt ein T-Shirt, Jeans und knallig pinke Adidas-Sneakers. Was sie am Auftritt anziehen wird, weiss sie noch nicht: «Ich entscheide mich immer spontan. Darum habe ich auch immer so grosse Koffer dabei!», sagt sie. «Wichtig ist, dass ich mich in meiner Kleidung wohlfühle. Das ist das Beste für die Figur, wenn man sich in seiner Kleidung wohlfühlt und das ausstrahlt.» Darum möchte sie auch genügend Auswahl dabei haben: «Das kennt ja jeder, dass manchmal ein Kleidungsstück an einem Tag besser passt als an einem anderen.»
Freizeit muss genau eingeteilt werden
Um 16 Uhr ist erst einmal Zeit für Tee angesagt. «Die Zeit des Wartens vor und nach dem Auftritt sehe ich mittlerweile als Freizeit. Das war lange nicht so», erzählt Beatrice. «Wenn die Zeit es zulässt, liege ich auch mal draussen auf einer Wiese und geniesse die Sonne. Das ist sehr wertvoll.» Zum Auftritt von Beatrice bleiben jetzt noch vier Stunden.
Im Catering-Bereich trifft sie auf den Schlagerkollegen Mitch Keller. Sie halten einen kleinen Schwatz, sprechen über den Anlass und die neusten Projekte. «Man trifft sich hinter den Kulissen immer wieder», erzählt Beatrice. «Vor allem Matthias Reim, Roland Kaiser und Andrea Berg sehe ich oft. So kennt man sich mit der Zeit richtig gut!»
Die Zeit hinter der Bühne geht schnell vorbei: Beatrice gibt ein Radiointerview, kurvt mit einem Segway herum, empfängt Fans zum Meet & Greet und isst etwas vor ihrem grossen Auftritt. Es gibt Bratwurst mit Kartoffelsalat, dazu ein Wasser. Um 19 Uhr zieht sich Beatrice zurück, um sich auf den Auftritt vorzubereiten. «Vor meinem ‹DSDS›-Sieg bin ich zehn Jahre lang bei kleineren Events aufgetreten. Ja, sogar im Einkaufszentrum, wo die Leute an mir vorbeiliefen», sagt sie. «Doch das hat mich wirklich geprägt. Damals habe ich auf die Karriere hingearbeitet, die ich jetzt habe, und ich weiss meinen Erfolg auch richtig zu schätzen. Es ist nicht selbstverständlich, dass so viele Leute zu meinen Auftritten kommen.»
Kurz vor dem Auftritt kommt die Anspannung
Um 19.40 Uhr gilt es ernst für Beatrice: Die letzten Vorbereitungen stehen an. Sie wirkt konzentrierter als zuvor, probt zusammen mit ihren Tänzern – zwei Frauen und zwei Männer vom Deutschen Fernsehballett – die Hebefiguren, die sie für die Choreografie einstudiert haben. Anschliessend gibt es als Ritual eine kleine Laola für das Team. «Jedes Mitglied auf und neben der Bühne ist für eine erfolgreiche Show verantwortlich und das ist mir wichtig, dass wir als Team auf der Bühne stehen. Ich bin ja nicht allein.»
Zehn Minuten später folgt der Line-Check. Weil am Anlass selbst ständig Künstler auf der Bühne stehen, sind keine Sound-Checks möglich. Deshalb muss Beatrice Egli vor ihrem Auftritt und während des Auftretens der Schlagersängerin Alessa prüfen, ob sie sich im Ohrstecker gut hört und ob das Mikrofon richtig eingestellt ist. Die Besucher kriegen davon nichts mit. Und sobald alles steht, folgt das Warten auf den Auftritt. Immer wieder wünschen sich Beatrice und ihr Team toi, toi, toi. «Ich bin immer aufgeregt vor Auftritten», sagt Beatrice. «Aber mittlerweile kann ich das zu meinem Vorteil nutzen. Ich wandle die Anspannung in Energie um.»
Pünktlich um 20.05 Uhr tritt Beatrice nach einer kurzen Anmoderation auf die Bühne. «Der erste Song bei meinen Auftritten hat immer die Aufgabe, mich in Top-Form zu bringen», verrät die Sängerin noch vor dem Auftritt. Und das macht er auch: «Kick im Augenblick», die Lead-Single ihres neuen Albums, reisst nicht nur Beatrice Egli und ihre Background-Tänzer mit, sondern auch das Publikum. Jung und Alt klatscht zum Song, singt mit und jubelt. Das Publikum hat sichtlich Freude am Schweizer Gast.
Beatrice weiss mit ihrem Publikum umzugehen und zu feiern. Sie flirtet mit den Menschen, zwinkert ihnen zu und singt sie direkt an. Das gefällt: Spätestens bei «Wir leben laut» ist die Stimmung auf dem Höhepunkt und auch auf den hintersten Plätzen wird mitgetanzt. Rund 45 Minuten, zehn Songs und zwei Zugaben lang zeigt Egli den Berlinern und Brandenburgern, wie man in der Schweiz feiert.
Gleich nach dem Auftritt zieht sich Beatrice kurz zurück, ist etwa 20 Minuten nicht zu sehen und erscheint anschliessend, wieder umgezogen, vor dem Garderobenhäuschen. Es geht zur nächsten Station.
21.30 Uhr: Nach dem Auftritt ist vor der Autogrammstunde. Um hautnah bei den Fans zu sein, gibt Beatrice vor dem Konzertgelände für ihre grössten Fans Autogramme und nimmt sich Zeit, für ein Foto zu posieren. «Beatrice hat sich bei jedem Konzert immer Zeit für Autogramme genommen», sagt Gesa Janssen, Mitglied des Deutschen Beatrice-Egli-Fanclubs. «Sie ist am Boden geblieben und lebt für ihre Musik und die Fans. Darum habe ich heute 350 Kilometer für sie zurückgelegt!»
Um 22.15 Uhr, nach der Autogrammstunde, ist die Arbeit für Beatrice Egli für diesen Tag getan. Der Transport ins Hotel steht an: «Nach einem Auftritt bin ich zuerst aufgewühlt und im Auto später eher ruhig», erzählt sie. «Ich gehe dann jeden Moment durch, wie es war, und gehe alles durch, was ich gesehen habe. Die Leute denken immer, auf der Bühne sehe ich das Publikum nicht, aber das ist überhaupt nicht so!»
Ab dem 13. Oktober wird Beatrice Egli zusammen mit ihrer Band auf grosse Tournee gehen. «Das ist immer ein Highlight für mich», sagt sie erfreut. Für die vier Schweizer Termine hat sie schon eine Überraschung parat. Was das ist, will sie aber noch nicht verraten: «Nur so viel: Es hat mit der Sprache zu tun!»