Mundartmusiker Bligg alias Marco Bliggensdorfer (42) über «The Voice of Switzerland» und «Bachelor», warum er im Studio einsam ist und wie er mit seiner «KombiNation»- Tournee aus Konzerthallen Stammbeizen macht.

Foto: Simon Zangger
Foto: Simon Zangger

event.: 3+ wird nächstes Jahr eine Staffel «The Voice of Switzerland» produzieren. Als erfahrener TVJuror wärst du ein idealer Coach…
BLIGG: (schmunzelt) Gerade heute Morgen habe ich das gelesen und meinem Team gesagt: Hey, eigentlich müssten wir uns bewerben. «DGST» gibt es ja nicht mehr. Lustig wäre es gemeinsam mit Marc Sway und Stefanie Heinzmann.

Oder du bewirbst dich 2019 als nächster «Bachelor».
Nein, das werde ich nicht! Aber eine eigene TV-Show zu entwickeln, das würde mich reizen.

Dein Sohn ist 3½ Jahre alt. Wäre er älter und würde bei einer Castingshow mitmachen wollen – fändest du das gut?
Ich würde mir wünschen, dass er nicht ins Musikbusiness einsteigt.

Weil er ständig mit dir verglichen würde?
Ja, und weil ich weiss, wie viele Opfer man für eine Musikerkarriere bringen
muss. Wenn er es unbedingt will, kann er das machen. Ich würde ihm aber raten, zuerst einen soliden Job zu erlernen.

«Auf der Tour bieten wir ein Programm mit Stammbeiz und Stammtisch.»

Du warst Sanitär-Installateur. Fehlt dir das Handwerkliche manchmal?
Ich habe ein Häuschen, an dem ich herumwerkle. Texte zu schreiben, ist sehr kopflastig. Zum Ausgleich mache ich viel Sport. Drei bis vier Mal die Woche mache ich Krafttraining, Konditionsaufbau oder gehe joggen. Und ich fische gerne, das entspannt.

Für dein neues Album «KombiNation» hast du viel Zeit im Studio verbracht. Man lebt in einer Blase.
Ja, man ist schon sehr einsam. Man verbringt viel Zeit allein. Man fragt sich ständig Sachen wie: Kann ich dieses Wort benützen? Das hat jeder Künstler, der seine Songs selber schreibt. Wie Eminem, der spricht auch darüber, wie er kämpft. Ich bin erstaunt, wie sich das Musikschreiben verändert hat. Nur wenige Künstler machen heute noch alles selbst. Die meisten arbeiten mit Ghostwritern. An einem Song von Rihanna sind 17 Leute beteiligt. Wir sind zu zweit, mein Produzent Fred Herrmann und ich.

Auf «KombiNation» sprechen verschiedene Leute Song-Intros. Bei «1954» erzählt dein Nonno (Grossvater), wie er in die Schweiz gekommen ist. Eine sehr persönliche Geschichte. Wie bist du darauf gekommen?
Das hat verschiedene Berechtigungen. Damals, als «0816» herauskam, war ein Song dabei, der hiess «Secondos». Das ist die Geschichte meines Nonnos, wie er in die Schweiz kam. «KombiNation» knüpft dort an. Jetzt erzählt mein Nonno die Geschichte aus seiner Sicht.

Interessant.
Ja, «0816» war musikalisch sehr auf schweizerische Traditionen ausgerichtet. Bei «KombiNation» ist eine weitere Seite dazugekommen. Die Beat-Einflüsse sind aus aller Herren Länder. Die Schweiz ist ein kleines Europa, vereint in einem Land. Bei diesem Album war es mir wichtig, all diese Elemente von meinen Freunden mit Migrationshintergrund einzubeziehen – seien das indische Samples oder Klänge aus Osteuropa. Deshalb heisst es «KombiNation». Auf dem Album hat es sechs verschiedene Gäste mit verschiedenen Wurzeln.

«In Tüüfels Chuchi» ist ein Ohrwurm mit einer speziellen Botschaft._E4A8399-bligg-simonzangger
Der Song ist eine Hommage an alle unterprivilegierten Menschen mit oder ohne Migrationsgeschichte, die sich in ihrem Leben viel gefallen lassen mussten, weil sie nicht der Norm entsprechen.

Du gehst bald landesweit auf grosse «KombiNation»-Tour.
Wir gehen diesmal vermehrt aufs Land. Wir bieten ein abendfüllendes Programm. Mit Stammbeiz und Stammtisch, Mundartpop-Musiker ZID zeigt im Vorprogramm eine unglaubliche One-Man-Show. Wir spielen 90 Minuten lang die neuen Songs vom Album «KombiNation», aber natürlich auch die grossen Hits. Und zum Schluss eine Afterparty.

 

BLIGG
17.11.2018 – 26.01.2019, diverse Orte
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