Grease - das Musical: Chanelle Wyrsch 2017
Macht das mit links: Chanelle Wyrsch nimmt die kurze Probe vor der Show gelassen. (Bild: Wolf Heider-Sawall)

Mit 14 Jahren startete Chanelle Wyrsch (21) ihre Karriere als Background-Sängerin. Jetzt steht das Schlagermädchen als Marti beim Grease-Musical auf der Bühne und ist atemlos.

Du kommst aus der Schlagerwelt. Wie ist es für dich, auf einer Musicalbühne zu stehen?
Chanelle Wyrsch: Ich habe noch nie in einem Musical mitgespielt. Es macht Spass, auf der Bühne zu stehen und ich habe schon viel gelernt. Sei es das Tanzen, Schauspielern oder wie man sich auf der Bühne verhält.

Wird es dir nicht langweilig?
Zu Beginn dachte ich das auch: «Ein Jahr lang die gleiche Show, die gleiche Musik und der gleiche Text – wird das nicht langweilig?» Aber die Musik macht einfach Freude. Und das Musical macht gute Laune. Selbst wenn man schlecht gelaunt im Publikum sitzt: Nach der Vorstellung war noch jeder wieder guter Dinge. Ich versuche auch bei jeder Show ein gewisses Etwas ein wenig anders zu machen, Einzelheiten extrem oder weniger extrem zu betonen. Die anderen machen das auch so. Das macht viel aus und bringt Abwechslung.

Wie hast du dich als Quereinsteigerin auf die Proben vorbereitet?
Ich hatte das Glück, mit meinem Freund Alexander Jahnke nach New York zu fliegen. Dort haben wir die Choreografien zu zwei, drei Songs gelernt und uns wurde beigebracht, wie man Sätze betont. Zuerst spielten wir alles mit Skript und dann ohne. Am Abend im Bett hatten wir jeweils Zeit, um uns das am Tag Gelernte einzuprägen.

Das klingt anstrengend. Gab es Momente wo du aufgeben wolltest?
Aufgeben nicht. Es gab natürlich Momente, in denen ich einfach eine Pause brauchte. Ich war aber nicht die Einzige. Irgendwann kommt man ans Limit. Dann muss man darüber schlafen und es am nächsten Tag wieder versuchen.

«Die Rolle von Marti passt sehr gut zu mir: Ich stehe gerne im Mittelpunkt. »

Im Grease Musical hast du die Rolle der Marti.
Genau. Ich wechsle mich aber mit der Hauptrolle Sandy ab. Das heisst in der Schweiz – und wahrscheinlich auch an ein paar anderen Orten – werde ich die Rolle der Sandy übernehmen.

Welche Rolle passt besser zu dir?
Auf jeden Fall Marti. Sie erinnert mich an Marilyn Monroe: Sie ist selbstbewusst. Sandy ist ein schüchternes Klostermädchen. Alexander lacht immer, wenn wir zusammen die Rolle der Sandy proben. Er kauft es mir nicht ab.

Kannst du dich mit den Wertvorstellungen von «Grease» identifizieren?
Eigentlich finde ich alles cool an diesem Musical. Die Kleider von damals sind natürlich schon ganz anders. Weil man zu dieser Zeit noch keine Handys hatte, musste ich mich auch während der Proben anders beschäftigen. So habe ich zum Beispiel in meinen Spiegel geschaut oder meine Nägel kontrolliert.

Was ist ein grosser Unterschied zwischen damals und heute?
Das Thema «Jungs und Mädchen» war ganz anders. Man musste sich persönlich kennenlernen und konnte sich nicht einfach eine schöne Whatsapp-Nachricht schicken.

Könntest du dir vorstellen, in dieser Zeit zu leben?
Ja. Ich finde das Rock ’n’ Roll-Tanzen und die Kleider schon sehr cool. Aber ich fühle mich wohl in der Zeit, in der ich lebe.

Wendest du jetzt die erlernten Tanzschritte auch privat an?
Eher weniger. Die Musik im Musical basiert auf Rock ’n’ Roll, daher passt es nicht wirklich zu der Musik aus der heutigen Zeit. Aber ich werde die Tanzschritte sicher im Kopf behalten.

Hast du einen Lieblingsmoment im Grease-Musical?
Ich spiele gerne die «Bedroom Scene». Dort hat Marti ihr grosses Solo und ich darf mein eigenes Lied singen. Es ist zwar kein sehr anspruchsvoller Song, aber es ist halt ein Marti-Moment.

Du hast jetzt schon einige Vorstellungen gespielt. Bist du immer noch nervös?
Mit der Rolle von Marti gar nicht. Das habe ich abgelegt. Bei Sandy bin ich jeweils schon ein bisschen nervös. Sobald man aber in der Szene drin ist und den ersten Satz gesagt hat, ist alles vergessen. Dann denke ich nur noch:«Was ist mein nächster Text?» und spiele das.

Wie entspannst du dich nach der Show?
Da ich meistens vor der Vorstellung keine Zeit zum Essen habe, gehe ich gleich danach Essen. Ab und zu trinken wir alle zusammen noch etwas in der Hotelbar. Ansonsten ruhe ich mich im Zimmer aus.

Wie sieht ein normaler Tagesablauf aus?
Lange ausschlafen tu ich nicht. Meistens gehen wir alle zusammen Frühstücken. Vor den ersten paar Shows habe ich jeweils noch ein wenig geübt, aber jetzt ist alles viel easier. Ich kann in die Stadt gehen, Kaffee trinken oder einfach nur im Hotelzimmer faulenzen.

Gehst du gerne in den Ausgang?
Früher ging ich oft aus. Jetzt, auf der Tour, gehen wir in irgendwelche Bars mit richtiger Tanzmusik. Mit der ganzen Grease-Gruppe ist so eine Bar auch schnell gefüllt.

grease-das-musical-chanelle-wyrsch-2017Vermisst du es nicht, Schlager zu singen?
Doch. Ich vermisse es jeden Tag! Darum höre ich auch täglich Schlager. Sei es beim Fitness oder auch sonst im Alltag.

Wie alt warst du, als du angefangen hast, Schlager zu singen?
Unsere Eltern haben uns schon früh an Schlager und Tanzevents mitgenommen. Aufs Singen bin ich durch meine Schwester gekommen. Mit 14 Jahren durfte ich zusammen mit einer Kollegin als Background-Sängerin bei meiner Schwester singen.

Hörst du auch Musik aus anderen Genres?
Klassische Musik mag ich gar nicht. Ansonsten hör ich mir ab und zu Lieder an, die gerade in den Charts sind.

Magst du auch amerikanischen Schlager?
Nein, nicht wirklich. Die Songtexte müssen schon eher auf Deutsch sein.

Hast du ein Vorbild?
Ich finde Vanessa Mai sehr cool, obwohl sie ja nicht viel älter ist als ich. Sie tanzt auch super. In dieselbe Richtung würde ich auch gerne gehen.

Wie findest du Helene Fischer?
Ich muss leider gestehen, dass ich noch nie an einem Konzert von ihr war. Sie ist aber eine Powerfrau. Ihre Songs werden poppiger und sind trendig. Die höre ich mir «rauf und runter» immer wieder an.

Wie sehen deine Pläne nach Grease aus?
Ich möchte gerne meine Schlagerkarriere weiterverfolgen. Ich mag Musicals schon sehr, aber ich bin halt ein Schlagermädchen. Das Interessante an Musicals ist, dass man sich in verschiedene Charakteren hineinversetzen kann. Man kann jemand anderes spielen und dies auch übertreiben. Mit der Perücke und den Kleidern ist man ja nicht sich selber. Aber ich stehe schon lieber mit Schlager auf der Bühne. Dort kann ich mich selber sein und meine deutsche Musik machen, die ich gern habe.

Freust du dich auf die Schweizer Vorstellungen?
Sehr. Meine ganze Familie wird da sein. Ich bin gespannt auf ihr Feedback.

GREASE – DAS MUSICAL
16.1. bis 4.2.18, Theater 11 Zürich
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