Sechs Jahre nach ihrem letzten Album erscheint jetzt «Still On My Mind» – und Dido geht nach 15 Jahren Pause endlich wieder auf Live-Tournee.

Sie ist 47, sieht aber zehn Jahre jünger aus. Eher wie ein Teenager. Sie fummelt an ihrer Halskette herum,ihr schwarzer Nagellack ist abgeplatzt.  Was sich geändert hat, ist, dass sie Ruhe gefunden hat. Dido ist mit 40 Millionen verkauften Alben die erfolgreichste britische Sängerin des 21. Jahrhunderts, aber Villen, Privatflugzeuge und Entouragen sind nicht ihre Sache. Auch heute, 20 Jahre nachdem sie mit dem Album «No Angel» berühmt wurde, ist Dido so zurückhaltend wie damals und spuckt keine grossen Töne.

Dido, die mit vollem Namen Dido Florian Cloud de Bounevialle O’Malley Armstrong heisst, wurde am Weihnachtstag des Jahres 1971 in Kensington, London, geboren. Ihre Kindheit wurde stark von ihrer Mutter geprägt. Dido hat ihr ganzes Leben lang Bücher verschlungen, was bei einer literarischen Familie nicht aussergewöhnlich war. Ihr 2006 verstorbener Vater William Armstrong war Geschäftsführer des renommierten Verlags Sidgwick & Jackson, Mutter Clare ist Dichterin. Ihre Mutter mochte es nicht, dass Dido und ihr Bruder Rollo (der später ein Mitglied der Band Faithless wurde) Freunde um sich hatten, und es gab weder Fernseher noch Stereoanlage im Haus, aber viele Bücher. Sie fühlten sich wie Aussenseiter, aber Dido spürte, dass sie dadurch ein reiches Vermächtnis erhielten.

Ihr neues Album «Still On My Mind» erscheint am 8. März. Songs wie «Hurricanes» und «Give You Up» sind wieder Melodien voller Melancholie – und nach über einem Jahrzehnt geht Dido wieder auf Tour und kehrt live auf die Bühne zurück. Auch das neue Album entstand zusammen mit ihrem langjährigen Songwriting-Partner und Bruder, Faithless-Gründer Rollo. – das hatte sich Dido ausbedungen. «Es war ganz simpel, ich wollte nur unter einer einzigen Bedingung ein weiteres Album aufnehmen: wenn ich mit ihm arbeiten könnte. Alles hat sich sehr leicht angefühlt. Die Vocals haben wir ganz entspannt auf dem Sofa aufgenommen; viel entstand bei mir zu Hause.»

Mit ihrem Bruder verbindet sie eine besondere Beziehung: «Was Rollo und mir in unserer Kindheit vermittelt wurde, ist die Fähigkeit, allein zu sein mit unseren Vorstellungen. Wir beide lieben es, Dinge zu lesen und zu erschaffen. Also was auch immer unsere Eltern getan haben, es hat funktioniert, ob es nun absichtlich war oder nicht.» Didos Hintergrund war die klassische Musik. Sie nahm Unterricht an der angesehenen Guildhall
School of Music in London, spielte Geige und Klavier und tourte mit einem Ensemble für klassische Musik durch Europa. Sie träumte davon, Konzertpianistin zu werden, bis ihr klar wurde, dass sie nie gut genug sein würde.

«Ich sah nicht gut aus – aber ich dachte, ich sei cool!»

«Als Kind und Teenager wollte ich mich unbedingt anpassen, ich hatte nie wirklich das Gefühl dazuzugehören. Du musst in irgendeiner Weise ein Rebell sein als Pubertierender, und ich war ein ziemlich schwieriger Teenager. Auf den Bildern von mir aus dieser Zeit bin ich etwas finster, ich hatte wirklich dunkle, gothy Haare. Es ging nicht darum, gut auszusehen, ich sah nicht gut aus, aber ich dachte, ich sei cool.» Seit 2010 ist sie mit dem Schriftsteller Rohan Gavin verheiratet, gemeinsam haben sie einen Sohn, Stanley. Sie ist entschlossen, ein normales Leben zu führen – und sagt über ihre bisherigen Lebensjahre: «Was auch immer mich bis in das Hier und Jetzt geführt hat, ich habe Glück gehabt. Ich habe schon immer so gelebt. Ich schaue nie zurück und bereue Dinge, weil ich denke: Bin ich jetzt glücklich, ist es jetzt gut? Ja, bin ich! Und ja: ist es!»

Dido
07.05.2019, Volkshaus Zürich
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