Dominique Gisin 2018
Dominique Gisin fährt auch gerne im Tiefschnee, aber nicht, ohne sich vorher richtig informiert zu haben. Zudem nimmt sie erfahrene Freunde mit.

Vor bald drei Jahren trat Dominique Gisin (32) vom Spitzensport zurück. Mittlerweile spielt sich ihr Leben mehrheitlich auf dem ETH-Campus und auf dem Flugplatz ab. Doch der Skisport ist immer noch die grosse Leidenschaft der Olympiasiegerin aus Engelberg. Wir haben mit ihr über ihre Skigewohnheiten und den idealen Schneetag gesprochen.

Seit Dominique Gisin vom Spirtzensport zurückgetreten ist, ist ihr Leben ein anderes: «Zwischen November und Dezember ist die schlimmste Zeit. Da verspüre ich immer den grossen Drang, ins Flugzeug zu steigen und in Amerika Skifahren und trainieren zu gehen.» Es ist die Phase, in der sich die Ski-Mannschaften intensiv auf die Ski-Weltcupsaison vorbereiten. Diese Zeit ist für Dominique Gisin vorbei. Vor rund dreieinhalb Jahren gab sie ihren Rücktritt bekannt, mit drei Siegen und vier Podestplätzen am Skiweltcup und einer Goldmedaille bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi in der Tasche. Doch Ski bleibt noch immer das grosse Thema in ihrem Leben, und das nicht nur durch die Profikarrieren ihrer Geschwister Marc (29) und Michelle (23).

«Da habe ich erst richtig begriffen, wieso Snowboarder so fahren, wie sie fahren. Eine tolle Erfahrung!»

«Noch heute gehe ich jedes Wochenende auf die Piste. Mindestens einen Tag in der Woche, manchmal auch zwei oder drei», erzählt Dominique Gisin im Gespräch mit event. – «Freitags habe ich in diesem Semester nämlich keine Vorlesungen.» Aktuell studiert Gisin im fünften Semester Physik an der ETH Zürich. An den Wochenenden ist Gisin in ihrer Heimat Engelberg schon bei den ersten Fahrten bei den Bergbahnen anzutreffen. «Wenn ich auf die Piste gehe, ist das immer sehr früh – auch aus Rücksicht auf die anderen Skifahrer.» Denn: «Mit dem Tempo, mit dem ich üblicherweise auf der Piste fahre, kann ich nicht auf einer vollen Piste fahren», erzählt sie.

Auf der Skipiste ist Toleranz wichtig

Dominique Gisin 2018
Gehören in Dominique Gisins Heimatort Engelberg zu einem Skitag mit dazu: Die Älplermagronen mit Apfelmus.

Doch Gisin regt sich nicht über Schleicher oder Anfänger auf der Piste auf, im Gegenteil: «Toleranz ist wichtig auf der Piste. Vor allem in meiner Position liegt es ja an mir, Rücksicht zu nehmen.» Im letzten Jahr stand Gisin zum ersten Mal in ihrem Leben für einen Tag auf einem Snowboard. «Da habe ich erst richtig begriffen, wieso Snowboarder so fahren, wie sie fahren. Eine tolle Erfahrung!» Und auch gegen Après-Ski-Fahrer hat die Olympiasiegerin nichts einzuwenden: «Ist doch mir egal, ob die schon zur Mittagszeit in der Beiz sitzen», sagt sie lachend. In den Après-Ski-Lokalen in Engelberg sei sie selber weniger anzutreffen: «Wenn, dann abends, aber wenn ich auf der Skipiste bin, konzentriere ich mich aufs Skifahren!»

Dominique Gisin 2018
So ein schönes Panorama! Auf der Hängebrücke auf dem Titlis-Gipfel geniesst Dominique Gisin die Aussicht auf die Schweizer Alpen.

Was Dominique Gisin am meisten am Skigebiet ihrer Heimat Engelberg schätzt, ist dessen Vielfalt: Es gibt die sehr schwierigen Pisten oben auf dem Gipfel bis hin zum Anfänger-Hügel im Dorf. So kann jeder für sich das finden, was er gern mag.» Jeder Tag sei anders, meistens gehe sie früh auf die Piste, manchmal gehe sie Langlaufen und manchmal sogar in den Tiefschnee abseits der Piste. «Das mache ich aber nur, wenn erfahrene Freunde dabei sind, ich mich vorab mit dem Lawinenbulletin informiert und die richtige Ausrüstung dabei habe.»

Wintersport-Anfängern rät Gisin zum Besuch einer Sportschule, vor allem für Erwachsene: «Aber auch für Kinder oder Menschen, die ihre Fähigkeiten verbessern wollen, ist das ideal.» Zudem sei auch die Entscheidung für das richtige Skigebiet wichtig: «Das Gelände muss den Fähigkeiten entsprechen.»

Jetzt kommentiert Dominique Gisin die Skirennen der Frauen.

Dominique Gisin 2018
Das Älplerseilbähnli sei morgens in Engelberg der beste Ort, um auf leeren Pisten zu fahren.

Neben dem Physik-Studium und der Ausbildung zur Berufspilotin ist Dominique Gisin neu als Ski-Expertin im SRF-Kommentatorenteam im Einsatz. Seit dem 8. Dezember kommentiert sie ausgewählte Skirennen der Frauen. «Ich musste mir schon überlegen, ob das alles in meinem vollgepackten Leben noch Platz hat», erzählt sie. Eine einzigartige Möglichkeit, wieder im Skizirkus und bei den Olympischen Spielen dabei zu sein: «Das war einer der Hauptgründe. So kann ich die ganzen Emotionen und Erlebnisse von einer anderen Seite erleben.» Um für die neue Aufgabe gewappnet zu sein, musste Gisin die Skirennen der Frauen live im SRF-Studio kommentieren – allerdings nicht im Fernsehen, sondern für ein spezielles Ausbildungsprogramm des SRF. Komisch sei es für sie nicht, Rennen von ihrer Schwester Michelle zu kommentieren: «Natürlich werde ich mitfiebern. Aber die Zuschauer wissen ja, dass es meine Schwester ist und werden das sicher verstehen.»

Wo Gisin ihren Weg sieht? «Ich will das Physik-Studium, das Fliegen und Ski miteinander verbinden. In der Aerodynamik beispielsweise.» Eins ist sicher: Auf der Skipiste wird man sie noch lange sehen.

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