Der Sommer steht schon vor der Tür. Nicht nur die Gartenstühle, sondern auch die Konzerte werden nach draussen gebracht. Die Menschen tragen weniger Kleidung, die Hormone spielen verrückt. Und das ist auch an Festivals zu spüren. Dort wird nicht nur gefeiert, sondern auch heftig geflirtet.
Wir erinnern uns ans Woodstock-Festival, welches 1969 in der Nähe von New York stattfand. Man feierte die goldenen Zeiten der Hippie-Bewegung: «Love, Peace und Rock ’n’ Roll» waren angesagt. Jimi Hendrix, Joe Cocker, Janis Joplin und The Who waren nur einige der legendären Stars, die dort auf der Bühne standen. Der Mythos um das Urfestival besteht auch heute noch und wird an vielen Festivals zelebriert.
So ist auch die Stimmung an den Open Airs in der Schweiz aussergewöhnlich: Die Besucher können dem Alltag entfliehen, ziehen für einige Tage in ein Zelt und tauchen in eine andere Welt ein: in die Open-Air-Welt. Die Besucher kommen, um gute Musik zu hören und Spass zu haben. Nicht einmal schlechtes Wetter und die damit verbundenen schlammigen Wiesen können die gute Laune der eingefleischten Festivalfans trüben!
«Was am Open Air passiert, bleibt am Open Air.» Doch es geht auch anders.
Die Festivalwelt ist eine eigene Welt; hier darf man vieles, was man sonst nicht darf. Niemand schaut komisch, wenn ein Besucher sich schon zum Frühstück ein Bierchen gönnt oder durchs Festivalgelände läuft und nach Helga ruft. Es ist halt alles ganz anders. Auch beim Flirten! Aus den verschiedensten Ecken kommen die Menschen am Festival zusammen, wollen neue Bekanntschaften machen und sich amüsieren – ganz nach dem Motto: «Was am Open Air passiert, bleibt am Open Air.» Doch es geht auch anders. Denn man kann an einem Festival auch seine grosse Liebe finden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Geschichte von Jacqueline H. und Marc K. aus dem Kanton Bern. Die beiden lernten sich vor zwei Jahren am Greenfield Open Air kennen. «Ich war mit einem Arbeitskollegen und seinen Freunden unterwegs», erzählt Jacqueline. «Und diese Freunde waren eben auch die Freunde von Marc. Somit waren wir im selben Zeltlager.» In einer grossen Gruppe besuchten sie die Konzerte auf dem Festivalgelände. «Ich wollte unbedingt Linkin Park sehen», erzählt Jacqueline. «Eigentlich haben wir uns am Tag gar nicht gesehen, aber er sagte, ich sei ihm schon von Anfang an aufgefallen.»
Doch es ging schon früh nach den Konzerten wieder zurück zum Zelt. «Das gefiel mir gar nicht», sagt Jacqueline, «also bin ich mit Marc zusammen noch mal zum Festival aufgebrochen. Dort haben wir gefeiert und getanzt.» Die Nacht wurde lang: «Geschlafen haben wir schlussendlich überhaupt nicht», erzählt sie und lacht. Am nächsten Tag trennten sich die Wege der beiden. Nummern wurden keine ausgetauscht. «Ich dachte, ich warte und schaue, ob ich ihn auf Facebook finde», erzählt Jacqueline. «Doch er hat mir, noch bevor ich überhaupt lossuchen konnte, geschrieben.»
«Wir wollten zuerst das Open Air Gampel abwarten»
Es folgte eine Zeit des Schreibens und Treffens. Überstürzen wollten sie aber noch nichts. «Wir wollten zuerst das Open Air Gampel abwarten», sagt Jacqueline. «Und falls es doch nicht passt, haben wir entschieden, in zwei Zelten zu schlafen.» Headliner der damaligen Ausgabe waren unter anderem Scooter. «Das ist nicht unbedingt meine Lieblingsband.» Doch während des Auftritts der deutschen Technotruppe standen auch Marc und Jacqueline in der Menge. «Während die dort auf der Bühne Vollgas gaben, fragte er mich, ob ich nun seine Freundin sein wolle.» Es folgte ein Missverständnis: «Ich sagte zuerst unüberlegt Nein, da ich einfach dachte: Der kann mir doch nicht bei einem Auftritt von Scooter diese Frage stellen!» Doch es hat sich alles geklärt, die beiden sind seit dem Scooter-Auftritt vor zwei Jahren ein Paar. Seither ist es um die beiden geschehen. «Von Scooter habe ich eigentlich gar nichts mitbekommen», gesteht Jacqueline und lacht. «Mein Zelt habe ich schlussendlich nicht mehr gebraucht.»
Heute sind Jacqueline und Marc 25 Jahre alt und werden auch in diesem Jahr Festivals besuchen. «Wir werden zusammen ans Greenfield und ans Open Air Gampel gehen», verrät Jacqueline. Und auch dort werden sich bestimmt wieder einige neue Paare kennen- und lieben lernen.