Wer die beiden Comedy-Stars Viktor Giacobbo und Mike Müller seit ihrem TV-Abschied vermisst, besucht dieses Jahr den Circus Knie. Für die grosse Jubiläumstournee bringen sie in den Abendvorstellungen ihre beliebten Figuren in die Manege – 137-mal! Wir haben uns mit den beiden unterhalten.

event.: Viktor Giacobbo, Sie traten schon 2006 im Circus Knie auf – mit
grossem Erfolg. Zog es Sie schon länger zurück in die Manege?
Giacobbo: Es entstand damals nicht nur eine enge Freundschaft zur Familie Knie und den Artisten, sondern auch die Absicht, irgendwann wieder eine Tournee gemeinsam zu bestreiten. Das wird jetzt endlich wahr: Für ihr 100-Jahr-Jubiläum haben sie uns jetzt gleich beide angefragt.

Mike Müller, für Sie ist es das erste Mal. Haben Sie spontan und sofort zugesagt?
Müller: Ich habe mir Bedenkzeit gegeben. Das mache ich immer so, denn ich finde es gut, wenn man sich Anfragen überlegt und zusammen bespricht. Intuitiv wusste ich aber, dass ich zusagen werde.

Für die Jubiläumstournee treten Viktor Giacobbo und Mike Müller erstmals gemeinsam im Circus Knie auf.

Wir führen dieses Gespräch gut zwei Monate vor der Premiere. Steht das Programm bereits?
Giacobbo: Mehr oder weniger. Es gibt ein paar Dinge, die sich technisch rausstellen werden, da auch einige Tiere mit dabei sind. Wir wissen aber schon, welche Nummern wir mit welchen Figuren bringen werden.
Müller: Wir haben auch bereits einen Teil der Dialoge geschrieben.

Zum Beispiel?
Giacobbo: In einer Nummer geht es um die Verpflegung des Publikums. Wir nehmen auch ein paar Alltagsprobleme mit rein. Aber reine politische Satire machen wir nicht.
Müller: Zur Digitalisierung bringen wir auch keine grosse Nummer.

Ihrer beider Markenzeichen ist auch die Improvisation. Gibt es neben den geschriebenen Dialognummern auch spontane Einlagen?
Müller: Viktor und ich funktionieren so – wenn wir während eines Auftritts eine gute Idee haben, wird die gleich eingebaut. So ein Improvisationsteil macht unseren Auftritt sicher reizvoller.
Giacobbo: Improvisation haben wir in unserer aktuellen Bühnenshow «Giacobbo/Müller in Therapie» auch – aber beim Circus ist es noch viel wichtiger, dass man die Leute miteinbezieht.
Müller: Man weiss zwar nicht genau, was da jeweils herauskommt, aber wir freuen uns darauf.

«Spontane Ideen während der Show bauen wir gleich ein.»

Dann sind Ihre Gags also nicht alle abgesprochen?
Giacobbo: Bei den Improvisationsteilen kann man gar nichts absprechen. Bei ein paar Situationen weiss ich schon, wie in etwa Mike reagieren wird – und umgekehrt. Zwischendurch überraschen wir uns selber. Und auch wenn einer von uns den Dialog vergisst, kann der andere ihn drauflupfen. Das macht Spass!
Müller: Das ist der Vorteil wenn man schon lange zusammen auf der Bühne ist. Kurz zusammengefasst: Wir sind das Dreamteam!

Sind 137 Vorstellungen nicht auch eine physische Herausforderung?
Giacobbo: Wir machen beide viel Sport. Sonst kann man das nicht machen. Man muss natürlich nicht gerade Hochleistungssportler sein, aber man muss sich bewegen können und Kondition haben.
Müller: Sport treiben wir ja in erster Linie, um uns besser zu fühlen. Wir sind zwar weder Kugelstösser, die maximale Kraft innert kürzester Zeit abfeuern, noch sind wir Langstreckenläufer. Aber ein wenig Reserven zu haben, ist natürlich immer gut, damit man nicht am letzten Limit fährt. Ich habe letztes Jahr 157 Theatervorstellungen gespielt – das ist unser Job! Auch die Doppelvorstellungen – wenn wir am selben Tag zweimal auftreten – werden anstrengend sein. Aber unser Job ist es, frisch zu bleiben!

Sie treten beide in mehreren Rollen auf – das sind die schnellen Kostümwechsel bestimmt eine Herausforderung.

Giacobbo: Der Figurenwechsel ist gar nicht so ein grosser Aufwand, wie manche Leute glauben. Eine Donatella-Versace-Imitation könnte ich im Circus jedoch nicht machen. Dazu müsste ich vorher zweieinhalb Stunden in der Maske sitzen. Aber um mich in Fredi Hinz zu verwandeln, reicht mir eigentlich eine Perücke.
Müller: (unterbricht) Wollen wir jetzt schon alles verraten? (lacht)

Wir lassen uns gerne überraschen! Themenwechsel: Welchen Bezug haben Sie persönlich zum Circus?
Giacobbo: Bei uns in Winterthur war es früher immer so, dass der Circus Knie um Ostern rum kam. Das ist heute noch so. Als Bub fuhr ich morgens um fünf mit meinen Kollegen zum Teuchelweiherplatz. Von da aus beobachteten wir die Ankunft und den Aufbau. Natürlich ging ich als Kind auch in die Vorstellungen. Mich hat aber viel mehr das ganze Drumherum interessiert.
Müller: Mir ging es da früher sehr ähnlich wie Viktor. Ich fuhr mit meinen Freunden in Olten auf ein Högerli, um den Traktoren zuzuschauen.

Bald gehören Sie beide zur Knie-Familie.
Müller: Man trifft für eine Saison Artisten aus der ganzen Welt. Es macht
Spass, diese Leute kennenzulernen. Vor allem, weil sie eine andere Art von Menschen sind als jene, denen man sonst begegnet.
Müller: Darauf freue ich mich extrem! Fredy Knie hat uns mal vorgeschlagen, dass wir auch in Hotels übernachten können. Das wollen wir aber gar nicht.

Sie haben sich beide dafür entschieden, im Zirkuswagen zu wohnen?
Giacobbo: Wenn es irgendwie geht.
Müller: Ich freue mich auf das Leben im Wagen. Man befindet sich in einer Artistengemeinschaft, tritt gemeinsam in der Show auf und sieht sich auch tagsüber.
Giacobbo: Man arbeitet im Zirkus auch anders. Die Proben sind nicht so eng durchstrukturiert, man muss manchmal einfach in die Manege drängen, um zu proben. Das gehört auch ein bisschen dazu.

«Wir wollen nicht im Hotel wohnen. Wir freuen uns auf das Leben im Zirkuswagen.»

Wird Ihnen der Abschied vom Circus Knie nach 137 gemeinsamen Vorstellungen schwerfallen?
Müller: Ich werde die Leute sicher vermissen. Schliesslich arbeitet man miteinander und erlebt die anderen in allen erdenklichen Gemütszuständen. Das ist sehr intim. Aber gute Freundschaften leben weiter.
Giacobbo: Mit vielen Leuten aus dem grossen Knie-Team bin ich seither sehr verbunden – mit den marokkanischen Mitarbeitern plaudere ich immer gerne, wenn wir uns sehen. Auch die Kameldame Suleika, mit der ich 2006 aufgetreten bin, habe ich kürzlich wieder besucht.

Sie beide sind das Dreamteam – zweifellos. Doch gibt es auch Momente, in denen Sie Abstand voneinander brauchen?
Giacobbo: Klar. Es gibt auch Zeiten, in denen wir uns gegenseitig in Ruhe lassen.
Müller: Früher haben wir in kurzer Zeit 18 oder 19 Fernsehsendungen gedreht. Da hatten wir beide das Gefühl, dass wir jetzt einmal drei Tage nicht unbedingt miteinander telefonieren müssen.

Circus Knie
Bis 17.11.2019, diverse Locations
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