Die No Angels sind zurück. Nach ihrem grossen Comeback-Konzert auf der Wuhlheide sind Nadja Benaissa, Sandy Mölling, Lucy Diakovska und Jessica «Jess» Wahls im Oktober in der Schweiz. 

Wir haben uns mit Lucy und Jess unterhalten.

Welche Erinnerungen habt Ihr an die Schweiz?
Jessica: Da war doch mal diese Autogrammstunde in einem Warenhaus (2001 im Tivoli Spreitenbach, Anm. der Red.), wo wir nach zehn Minuten abbrechen und rausrennen mussten, weil so viele Leute da waren, dass die Rolltreppen knackten. Wir lieben die Schweiz und wissen sogar, wie man «Chäschüechli» und «Chuchichäschtli» ausspricht.

Interview: Christoph Soltmannowski.

Was ist denn heute grundsätzlich anders?
Lucy
: Alles, was wir heute tun, passiert in einer ganz anderen Verbundenheit. Früher ging es nur um Verkaufszahlen. Heute ist uns stärker bewusst, was wir und unsere Musik für die Leute bedeuten.

Jess: Der Druck ist nicht mehr so spürbar wie früher. Dennoch haben wir heute auch höhere Erwartungshaltungen, und das liegt aber wahrscheinlich auch am Alter.

Lucy: Wir haben aber auch eine Erwartungshaltung an die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten. Heute arbeitet man viel direkter und enger zusammen. Wir können heute viel mehr mitentscheiden als vor 20 Jahren. Deswegen ist heute die Verantwortung, die wir auch tragen, irgendwie auch grösser.

Jess: Wir sind heute viel entspannter. Natürlich haben wir aber auch Erwartungen an uns selbst. Und wir wollen natürlich, dass das Beste irgendwie geben, was wir geben können.

Lucy: Klar, wir wollen doch eine ausverkaufte Tournee!

Wenn ich Euch ein Kompliment machen darf: Ihr seht heute gar nicht viel älter als auf den Bildern von früher aus!
Jess
: Danke! Aber ehrlich gesagt, auf den Bildern ist natürlich auch immer etwas Retusche mit ihm Spiel.

Lucy: Wir haben einfach, glaube ich, alle auch Glück gehabt, was das angeht. Auf jeden Fall haben wir gute Gene.

Lebt ihr gesund?
Jess: Ach ja, schon. Nadia ist ja seit knapp vier Jahren Veganerin. Jetzt glaube ich. Und Nadia und Sandy machen ja super viel Sport, ernähren sich sehr gesund. Ich versuche, auf Chips zu verzichten. Was nicht immer einfach ist mit einem Teenager im Haus – ständig liegt irgendwo eine Tüte Chips. Und die liebe ich halt! Mit Schokolade kann man mich ja fast jagen. Aber alles, was irgendwie salzig ist, da kann ich ja kaum dran vorbei gehen. Und ja, und generell haben wir aber auch schon damals sehr früh erkannt, dass wenn wir irgendwie unterwegs sind, da haben wir erst mal so die ganzen Zuckergetränke ausgetauscht und haben gesagt, wir möchten bitte nur Wasser in unserer Kabine haben – und bitte nehmt die ganzen Süssigkeiten weg! Lieber mal ein gutes Brot oder Obst und vielleicht ein bisschen Rohkost.

Lucy: Ich glaube, je mehr Zeit vergeht, desto disziplinierter wird das Leben. Aber es bleibt dynamisch. Man hat nicht wirklich viel Zeit, einfach stehen zu bleiben und kann sich nicht grossartig gehen lassen.

So ein richtiges, wildes Rockstarleben habt ihr nie geführt?
Jess: Also wir haben früher zwar keine Zimmer zertrümmert, aber wir haben natürlich auch mal ordentlich Party gemacht. Wir waren ja auch jung. Da gab es schon mal tolle After Shows, man hat es vielleicht auch mal übertrieben und war dann am nächsten Tag komplett k.o. Alles hat so seine Zeit – heute ist es bei uns natürlich nicht mehr so. Aber gerne sitzen wir nach wie vor zusammen und feiern.

Streitet ihr euch manchmal?
Lucy
: Heute ist es viel harmonischer, wir kennen uns ja besser, die Wertschätzung füreinander eine ganz andere Form angenommen.

Jessica: Ich glaube, das kommt mit dem Erwachsensein, dass man einfach Dinge ansprechen kann und dann drüber quatschen kann. Dinge werden direkt angesprochen und geklärt, das ist unter uns No Angels so – und das packen wir auch mit unseren besten Freundinnen oder Familienmitgliedern so an.

Lucy: Wir haben eine tief verwurzelte Verbundenheit, die ist im Laufe der Jahre gewachsen. Ja, wir wissen, dass wir alle ziemlich verschieden sind – aber wir haben eine Konstante – wir sind die No Angels.