Vielseitig: Jan Delay (41), deutscher Hip-Hop-, Reggae-, Soul-, Rock- und Funk- Musiker.
Vielseitig: Jan Delay (41), deutscher Hip-Hop-, Reggae-, Soul-, Rock- und Funk- Musiker.

«Als Rapper vergisst man diesen Namen nicht», sagt Jan Delay, der sich auf seinen Aufritt am blues’n’jazz in Rapperswil freut. Wir trafen das Multitalent zum Exklusiv-Interview.

Als Warm-up schlage ich eine Runde Pingpong vor: Was würdest du lieber fahren, einen Boliden oder einen Tesla?
Was ist ein Buletin?

Buletin? Nein, ich meine einen Boliden, das ist ein Formel-1-Auto.
Aha. Auf jeden Fall den Tesla. Obwohl ich keinen Führerschein habe.

Dann ist das mit dem Autofahren ein bisschen schwierig.
Am liebsten fahre ich eh Fahrrad.

Okay. Was guckst du eher, die Nachrichten oder Netflix?
Mm, beides. Das kann man auch nicht vergleichen, das eine ist nicht die Alternative für das andere, das eine geht nur eine Viertelstunde und das andere dauert den ganzen Tag.

Jan Philipp Eissfeldt alias Jan Delay kommt bald wieder in die Schweiz zurück.
Jan Philipp Eissfeldt alias Jan Delay kommt bald wieder in die Schweiz zurück.

Stimmt. Mit wem würdest du lieber
im Lift stecken bleiben: Mit Roger Federer oder Cristiano Ronaldo?
Cristiano Ronaldo. Ich kann aber nicht sagen, warum. Ich habe mehr Bock, über Fussball zu reden als über – ich weiss gar nicht, ob Federer Tennis oder Golf spielt. Was ist es? Tennis oder Golf?

Tennis!
Ah ja. Aber er spielt auch Golf, oder nicht? Aber nein, lieber Cristiano Ronaldo.

Sich auf ein Bier treffen, mit Angela Merkel oder Donald Trump?
Nee (lacht). Frau Merkel.

Du bist Hanseate, sprichst und rappst unglaublich schnell. Wir Schweizer sind da etwas gemütlicher unterwegs. Rappst du heute langsamer?
Nö (lacht). Dann müsste die Musik auch langsamer sein. Das wäre doof.

Im Sommer bist du an verschiedenen Festivals. Magst du unser Land?
Ja klar, ich mag die Schweiz, sonst würde ich ja nicht herkommen.

Kennst du Rapperswil? Da warst du schon mal am Festival.
Ah, Rapperswil, ja da war ich schon mal. Als Rapper vergisst man diesen Namen nicht (grinst breit). Ich weiss nicht, ob ich da mit den Beginnern oder mit Jan Delay dort war. Ich war aber auf jeden Fall schon mal da.

Du bist musikalisch breit aufgestellt. Gibt es Genres, welche du nie spielen würdest?
Klassische Musik. Und Schlager. Und Jazz. Und Nazi-Rock (lacht). Das sind so die Sachen, die ich nicht mache – nicht machen kann.

Deine Texte haben oft einen politischen Hintergrund. Du nennst die Missstände auch beim Namen. Findest du, andere Künstler sollten auch mehr Statements machen?
Nö, das finde ich nicht. Kunst ist Kunst. Sie ist frei und anarchisch. Jeder soll das machen, worauf er Lust hat und wie er sich ausdrücken will.

Interessanter Gedanke …
Ich finde das schrecklich, wenn man den Leuten diktieren will, dass sie gewisse Inhalte transportieren müssen. Kunst muss immer frei sein. Auf der anderen Seite bin ich auch begeistert und freue mich riesig, wenn andere wie Rihanna politische Sachen sagen, gegen Trump demonstrieren und twittern.

«Nö, ich finde nicht, dass Künstler politische Statements machen müssen. Kunst ist Kunst. Sie ist frei und anarchisch.»

Bist du selbst auf den sozialen Medien aktiv?
Ja.

Facebook, Twitter und Instagram: Sind diese Plattformen ein Fluch oder ein Segen für euch Künstler?
Ich finde das nicht immer super, aber es hat halt auch krasse Vorteile. Und es gehört ein bisschen in unsere Zeit, deshalb spiele ich das Spiel mit. Ich bin ja selber Fan und verfolge bestimmte Dinge über Musik, Filme oder Graffitis auf Zügen. Da denke ich dann, das könnte ich auch. Aber nie würde ich Bilder von meinen Kindern posten. Oder mich beim Zähneputzen zeigen, diesen ganzen Scheiss finde ich peinlich.

Wenn du solo auftrittst oder wie zum Beispiel mit den Beginnern, fühlt sich das anders an?
Nee, das ist gleich. In beiden Varianten habe ich ein Mikro in der Hand und spreche zu den Leuten. Wenn ich jetzt als Schlagzeuger oder Keyboarder in einer Band spielen würde, dann wäre es etwas anderes. Aber als Sänger ist es gleich. Mit den Beginnern ist es easier als wenn ich alleine auf Tour bin und alles alleine machen muss.

Du kannst heute entspannter sein?
Ja, auf jeden Fall.

Das Adrenalin bleibt aber hoch?
Ja, das bleibt gleich.

Ist es nicht schwierig, wenn man von der Bühne kommt, aufgekratzt ist, und dann hockt man alleine in einem Zimmer mit absoluter Ruhe?
Das Beste ist, wenn man so schnell wie möglich nach Hause geht und normal Klopapier kauft, den Küchenboden wischt. Dann ist alles wieder klar und auf ein Level gebracht.

Was ist das schönste Kompliment, welches du je nach einem Konzert gehört hast?
Die sind alle schön, da gibt es keine Abstufung.

JAN DELAY – BLUES’N’JAZZ
29.6.17 – 1.7.17, Rapperswil-Jona
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