«Les Misérables», «Cats», «Phantom of the Opera»: Cameron Mackintosh (70) ist der erfolgreichste Musical-Produzent. Jetzt kommt seine «Mary Poppins» nach Zürich. Zusammen mit Disney haben Sie das Musical «Mary Poppins» geschaffen.
Ab dem 1. Februar gastiert es in Zürich. Was wollten Sie mit dem Musical erreichen?
Dass die Leute, die schon den Film mochten, das Musical genauso mögen. Wir haben viele Dinge verändert. Die Bühnenversion orientiert sich eher an den Büchern von P. L. Travers als am Film. Einzig die Lieder und den Geist des Films wollte ich übernehmen, aber die Sprache kommt von den Originalbüchern. Disney hatte zuerst Angst, dass ich ein düsteres Musical daraus mache.
Noch heute verbessern Sie das Stück stetig. Wieso?
Das ist wichtig. Die Version der Uraufführung von 2004 war zwar ein Erfolg, doch sie war etwas schwer. Darum haben wir das Stück überarbeitet und ein farbenfroheres Bild geschaffen. Die Produktion, die nun nach Zürich kommt, war erfolgreicher als die der ersten Tour.
Mit Lisa O’Hare kommt eine erfahrene Mary Poppins nach Zürich.
Genau. Sie war damals bei der Uraufführung die Zweitbesetzung für Mary Poppins und hat seither mehrere Male Mary Poppins gespielt. Mittlerweile hat sie sogar ihr Broadway-Debut gegeben und ich glaube, dass sie Mary dieses Mal noch besser spielen wird.
«Cats» kommt in diesem Jahr nach Lausanne. Die Uraufführung ist mittlerweile schon 37 Jahre her.
Einen so lang andauernden Erfolg hatten wir damals nicht erwartet. Erst bei der Premiere führten wir nämlich das Musical an einem Stück auf, und es konnte das Publikum erst ab der ungefähr sechsten Vorstellung begeistern.
Welches Bild haben Sie von der Schweizer Musicalszene?
Die Schweiz hat gute Theater – das ist toll für mich. Denn so können meine Musicals auch einen Tourneestopp in der Schweiz einlegen. Aktuell sind «Les Misérables» geplant und hoffentlich bald «Miss Saigon». Mein Anspruch ist, meine Musicals in der Qualität des Londoner West End auf Tour zu schicken – da mache ich keine Kompromisse.
Grosse Stars wie Nicole Scherzinger und Leona Lewis waren in «Cats» als Grizabella im West End und am Broadway zu sehen. Ist das ein Erfolgsmodell fürs Musical?
Nur wenn es gerechtfertigt ist. Nicole Scherzinger hat damals einen ausgezeichneten Job gemacht. Das Schwierige bei so grossen Stars ist: Sie stehen nur kurzzeitig für eine Rolle zur Verfügung. Man muss sie also schneller ersetzen als andere Musicaldarsteller.
Ist es heute einfacher oder schwieriger, einen Musical-Hit zu landen?
Damals gab es nicht viele Musicals, doch Komponist Andrew Lloyd Webber und ich hatten innerhalb von zehn Jahren vier bis heute erfolgreiche Musicals. Heute sind mehr Musicals zu sehen, und das Verlangen nach Hits ist grösser. Aber es gibt nur sehr wenige Autoren, die gute Musicals schreiben können. Doch Werke wie «The Lion King», «Wicked», «The Book of Mormon» oder aktuell gerade «Hamilton» beweisen, dass es trotzdem möglich ist, heute eine grosse Masse für dieses Genre zu begeistern.