Wer vor 16 Jahren in Wettingen unter den 4000 Zuschauern das Kondenswasser von der Decke tropfen sah, ahnte damals vielleicht schon, welche Höhen diese drei noch erreichen werden. Der Auftritt anno 2003 von Muse in der Tägersporthalle liess nur eine Frage unbeantwortet: Wohin führt der musikalische Weg?

Die Zukunft ist jetzt, und Muse sind eine der grössten Stadionbands der Welt. Ihre Theatralik erinnert an Queen, der melancholische Unterton an Placebo, und die Energie, die einem bei ihren Liveshows entgegenschwingt, kennt man so nur von Bono und Co. Der Katalog, auf den die drei Briten nach acht erfolgreichen Alben zurückgreifen können, reicht vom gitarrengeladenen Rock Anthem bis hin zur ruhigen, pianolastigen Ballade. Ob man nun ein Fan ist oder nicht, live wickeln sie einen um den kleinen Finger. Im Mittelpunkt steht auf ihrer Simulation Theory World Tour der Mix aus dem Muse-typischen Sound und den neuen, aus den Achtzigerjahren geliehenen Synthiepop-Elementen. Man hört dem Album an, dass es sich in die Vorgänger einfügt und sich erst live voll entfaltet.

Zum Start der Simulation Theory World Tour versprach Drummer Dominic Howard, dass das Trio «versuchen wird, etwas ganz anderes zu tun als alles, was wir vorher gemacht haben» – jeder, der die Konzertgeschichte der Gruppe mitverfolgt hat, weiss, dass dies ein schwieriges Unterfangen ist. Schliesslich ist die Band für ihre opulente Inszenierung bekannt. Letztes Mal, für die Drones-Welttournee in den Jahren 2015 und 2016, liessen Muse sogar kleine Boote durch die Arenen schwirren. Auf dieser Tour geht der Fokus zurück auf Fleisch und Blut, zurück zum Menschen.

Aufwändiges Live-Spektakel, Show mit mehr Menschen und weniger Technik

«Es werden mehr Leute mit uns auf der Bühne stehen», kündigt Howard an. «Wir versuchen, mehr Menschlichkeit in die Show einfliessen zu lassen. Bei unserer letzten Tour war alles so technoid mit den Drohnen, die herumfliegen und so – was cool ist, aber wir wollen versuchen, uns etwas von der grossen Leinwand weg zu bewegen, mit vielen Visuals im Hintergrund.» Deshalb hat sich die Band entschieden, mehr Protagonisten zu sich auf die Bühne zu holen und die Menschlichkeit in Performance-Kunst darzustellen.

Sänger und Gitarrist Matt Bellamy fügt hinzu, dass Visuals wie immer eine grosse Rolle in

Dominic Howard, Matt Bellamy und Chris Wolstenholme (v.l.n.r.) beschreiten als Muse immer wieder neue Wege.

der Show spielen werden – aufbauend auf den Videos, die Muse für ihre «Simulation Theory» ausgearbeitet haben. «Wir haben noch nie so viele Videos für ein Album produziert, es war sehr aufwändig und für die Liveshow konzipiert», sagt Bellamy. «Wir haben versucht, eine visuelle Welt für dieses Album zu schaffen. Die Videos sind sehr kontinuierlich – wir wollen, dass die Zuschauer mehr zu sehen bekommen als nur das Hörbare in der Musik. Also haben wir diese visuelle Welt genommen und versucht, sie in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und Musikern in die Liveshow zu übersetzen.»

Howard kündigt an, dass die Show, an der auch Jesse Lee Sout und Sooner Routhier mitgearbeitet haben, «viel heller und bunter sein wird. Die letzte Tour hatte einen so dunklen Unterton und ein so dunkles Thema. Es war alles sehr bedrohlich, mit den Drohnen, die alle überwachten. Die Bilder waren ziemlich dunkel, also wird sich diesmal alles etwas lebendiger anfühlen. Auch sieht man uns als Band wieder, bei den letzten Shows bekam das Publikum unsere Gesichter nicht sehr häufig zu sehen, da wir in der Dunkelheit und den dominanten Visuals fast im Hintergrund verschwanden. Wir sind auch Menschen und wollen uns wieder mehr zeigen.»

Hässlich sind die drei Jungs aus Devon ja nicht. Und wir freuen uns, ihnen bei dieser Tour wieder etwas näher zu kommen.