Der Conelli-Weihnachtszirkus bietet die letzte Möglichkeit, von Charly Borra (70) bestohlen zu werden. Der Taschendieb-König tritt zum letzten Mal auf. 

Aufgepasst beim Betreten des Zirkuszeltes: «Schon vor der Vorstellung schaue ich mir die Leute an und achte vor allem auf Menschen, die genügend Gegenstände zum Klauen mitführen», lässt der Trickdieb-Meister Charly Borra, der am diesjährigen Conelli-Weihnachtszirkus seine Abschiedsvorstellung gibt, den event.-Reporter wissen. «Bei der letzten Zürcher Premiere hatte ich einige gute Opfer wie den SVP-Boss Christoph Blocher, den ich bestohlen habe. Er vertritt zwar nicht meine politische Richtung, aber war ein gutes Objekt. Überhaupt sind die Zürcherinnen und Zürcher meist auch elegant gekleidet. Das gefällt mir sehr, weil es einen Respekt gegenüber meiner Kunst ausdrückt.»

Promis beklauen

Circus Conelli Charly Borra 2016Diesen Respekt musste sich Charly Borra erarbeiten: «Ich sollte eigentlich zuerst Veterinärmedizin studieren», erinnert er sich. «Aber das Publikum zu verzaubern ist viel schöner. Letztlich habe ich von meinem Vater eine umfassende Zauberlehre gekriegt. Das waren harte Jahre. Am Schluss gab er mir etwas Geld und ein Occasionsauto mit den Worten: «Geh mit Gott, aber geh!» In den letzten 40 Jahren hat Borra viele bekannte Leute beklaut; auch Ministerpräsidenten oder ganze Königshäuser. Prinzessin Stéphanie von Monaco kennt er seit Kindsbeinen: «Marcel Reich-Ranicki habe ich sogar mal die Brille gestohlen. Dies ist jedoch nur mit Brillen mit einer Stärke von fünf oder sechs Dioptrien möglich. Aber letztlich hat das mit viel Psychologie zu tun. Ich sehe mich als Grenzgänger: Wie weit kann ich gehen, um dem Publikum noch Freude zu bereiten?»

Charly Borra will keine Lehrlinge

Im Laufe der Zeit hat sich die Kunst des Trickdiebstahls weiterentwickelt. Man wird raffinierter. Dabei muss ich immer vorausdenken, blitzschnell reagieren und darf mir keine Fehler erlauben. Denn das Publikum kann gnadenlos sein: «Zum Glück überwiegen die positiven Reaktionen. Auch kriege ich oft Anfragen betreffend einer Lehrstelle. Aber da winke ich jeweils ab: Man weiss ja nie, wozu das Wissen dann letztlich verwendet wird.» Stattdessen hat Borra bei seinem letzten Zürcher Conelli-Gastspiel ein Polizei-Seminar gegeben: «Das war sehr interessant und wichtig für die Prävention zukünftiger Diebstähle.»

Praktische Tipps

Borra gibt ein praktisches Beispiel: «Der Mann trägt normalerweise sein Portemonnaie in der rechten hinteren Hosentasche. In einer Vordertasche wäre der Geldbeutel aber viel sicherer. Grund: Das kleine Becken des Mannes ist besser durchblutet als dasjenige der Frau. Das Gesäss ist sowieso gefühlloser. Drum merkt man viel schneller, wenn man vorne bestohlen wird als hinten, wo wir viel weniger sensibel sind.» Die Familie Conelli kennt Charly Borra schon sehr lange: «Für mich ist der Weihnachtszirkus um diese Jahreszeit die «best running show». Eine Big-Band, eine übersichtliche Location und nicht riesengross. Ich freue mich, meine Fans hier in Zürich wieder beklauen zu dürfen. Nur zum Spass, wohlverstanden».

CIRCUS CONELLI MIT CHARLY BORRA
bis 31.12. 2016 Bauschänzli Zürich
TICKETS