Die sieben Musiker sind wieder mit leichtem Gepäck auf Tournee. Am 7. November 2017 stellt die A-capella-Gruppe ihr neues Album «Both Sides Now» im Kaufleuten Zürich vor.
Naturally 7 sind der lebende Beweis dafür, dass es sich doch manchmal lohnt, keine Entscheidung treffen zu können. Zerrissen zwischen Hiphop und A-capella, fiel es Frontmann Roger Thomas im Jahr 1999 schwer, sich auf eine Stilrichtung festzulegen – also setzte er beide Musikrichtungen zusammen, und kreierte die erste Hiphop- und R&B-A-capella-Band. Zusammen mit seinem Bruder, Warren Thomas, suchte er fünf weitere Bandmitglieder, die alle mindestens ein Instrument nur mit ihren Stimmen beherrschten – von elektrischer Gitarre über Flöte bis hin zur Harfe und einige mehr.
«Wir nennen es ‹Vocal Play› – Gesangsspiele», erzählt Roger im Interview. Er selbst tritt als Frontmann Rapper und Beatboxer auf. «Was wir machen, ist, wie wenn ein Koch ein neues Rezept kreiert. Die Zutaten gibt es schon, aber wir mischen sie so zusammen, wie es noch niemand zuvor gemacht hat. Gesangsspiele existierten schon bei Jazz und auch beim Hiphop, aber wir waren die Ersten, die die Instrumente komplett weggelassen haben.»
Quincy Jones, Chris Martin, Michael Bublé und Helene Fischer sind Fans
Quincy Jones, Produzent von Michael Jackson, krönte Naturally 7 zur «besten A-cappella-Gruppe aller Zeiten». Die Band begleitete Michael Bublé 2007 auf seiner Welttournee, und Coldplay Frontmann Chris Martin war nach einer Live-Performance so begeistert, dass er die Band gleich am nächsten Tag in sein Studio einlud. Helene Fischer ging es ähnlich, als sie gemeinsam mit der Band auftrat – nun ist sie selbst sogar auf dem neuesten Album der Band, «Both Sides Now», zu hören.
Als Schlagzeuger ist Warren der einzige von den Bandmitgliedern, der auf der Bühne auf einem Hocker sitzt. Seine Haltung und Bewegungen gleichen denen eines echten Schlagzeugers genau, nur die Trommelstöcke samt dem Instrument fehlen natürlich. Mit geballten Fäusten trommelt er in die Luft und lässt sein unsichtbares Schlagzeug knallen und zischen. Immer wieder muss sich das Publikum daran erinnern, dass da gar kein Instrument im Raum steht. «Die Simulation gibt uns ein Gefühl für den Rhythmus», erklärt Warren. «Ausserdem hilft es dem Publikum, das Instrument zu erleben – es trickst das Gehirn aus.»
Naturally 7 lieben es auch, Klassiker neu zu erfinden und Genres zu vermischen. Ihren weltweiten Durchbruch hatte die Band im Jahr 2006 mit «Feel It (In The Air Tonight)» , als sie den Phil-Collins-Song «In The Air Tonight» mit Rap vermischten. Auch auf «Both Sides Now» beweist die Band aufs Neue, dass sie keine Genregrenzen kennt – Songs wie «Hello» von Adele, Roberta Flacks «First Time, Ever I Saw Your Face», Stings «Shape Of My Heart» und Joni Mitchells «Both Sides Now», der sie zum Albumtitel inspirierte, werden neu interpretiert.
Naturally 7 neulich live in Berlin – mit «Caught in The Moment»
Es gibt jedoch ein Instrument, das selbst Naturally 7 an ihre Grenzen stossen lässt: Das Klavier. «Wenn wir ein Klavierstück umsetzen, müssen wir immer einen Weg finden, das Instrument mit anderen Harmonien zu umgehen.» Roger verrät seine Vision für ein Album, auf dem bei jedem Song ein einzelnes echtes Instrument dabei ist. Zum ersten Mal ist auf «Both Sides Now» bei ihrem Original-Song «Caught In The Moment» nun ein echtes Cello dabei. Ob die Band weiterhin reale Instrumente integriert, werden die nächsten Alben zeigen. Sicher ist, ihre Stimmen bleiben unersetzbar.