Pink 2018

Mit ihrer neuen Show «Beautiful Trauma» zementiert P!nk ihren Status als eine der eindrücklichsten Live-Performerinnen ihrer Generation. Nach sechs Jahren kommt sie im Sommer 2019 endlich wieder in die Schweiz. Die Songs ihrer Setliste widerspiegeln 20 Jahre Schaffenskunst einer Musikerin, die ihre Karriere kompromisslos selber gestaltet. Lassen wir die Party beginnen! Vom ersten bis zum letzten Song der anstehenden Tour.

Es ist ein langer Weg von Doylestown/Pennsylvania nach Hollywood und hinaus in die ganze Welt. Dem Weg von einer weiss umzäunten, amerikanischen Vorstadt zu Hause auf die Bühnen der Welt. Für Alecia Beth Moore war aber immer klar, dass sie gehen wollte. Kompromisslos. Eine Alternative zum Rockstarleben, das gab es für die 1979 geborene Sängerin nie.

«Get the party started»

Nach einem unglaublichen Blockflötenintro öffnet sich der Vorhang zu P!nks siebter Welttournee «Beautiful Trauma». Im silbernen Bodysuit hängt die Performerin 20 Meter über der Bühne von einem Kronleuchter und fängt die Show temporeich mit einem ihrer grössten Hits an. Schon in den ersten fünf Minuten zeigt sich, warum P!nk zu den populärsten Künstlerinnen unserer Zeit gehört. Sie singt kopfüber besser als die meisten Menschen, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Wie sie sagt, scheint es für sie sogar einfacher zu sein: «Ich singe ja keine Arien, das würde in der Luft hängend überhaupt nicht gut tönen. Aber schreien geht an den Beinen hängend einfacher», erklärt das P!nk. «Da ich live singe, ist es eine Herausforderung, die Performance genau bis zu dem Punkt zu treiben, wo es neben dem Singen knapp noch möglich ist, den Fans gleichzeitig ein Spektakel zu bieten. Beides muss genau gleich zum Zug kommen.» Das gelingt ihr vom Start weg – und die Kritiker haben recht, wenn sie schreiben: «Falls Sie glauben, so eine Show schon einmal gesehen zu haben, dann waren Sie bestimmt im Cirque du Soleil.»

«Beautiful Trauma»

Pink 2018
Foto: Kevin Mazur/Getty Images

Die Party geht in die wunderschöne Ballade und den Titeltrack ihres neusten Albums über. Schon der zweite Song lässt das Publikum diese unglaubliche Stimme erleben, die nun schon seit 20 Jahren die Massen begeistert. Mit ihren Texten lässt P!nk sich tief in ihre Seele und in ihr Leben schauen. «Beautiful Trauma» beschreibt treffend, wie sich eine Beziehung anfühlt, wenn die rosaroten Wolken und die Verliebtheit verflogen sind, die Liebe aber bleiben soll. «Eine Ehe zu führen, ist schwierig», sagt sie in einem Interview. «Es ist ein ewiges Auf und Ab und erfordert schwere Arbeit.» Ihre Beziehung durchwanderte Hochs und Tiefs. Trotz allem, seit 2001 scheinen sie und ihr Ehemann, der Motorcross-Fahrer Carey Hart, aneinander festzuhalten.

«Smells Like Teen Spirit»

Wie schon bei ihren frühen Konzerten stehen auch diesmal
Coverversionen mit auf der Setlist. Ob Hits von Queen, 4 Non Blondes, No Doubt oder Aerosmith – es gibt keinen Stil oder Genre, das sie nicht meistert. Diesmal sticht vor allem der Nirvana-Klassiker «Smells Like Teen Spirit» heraus. P!nk versucht sich am Grunge und rockt die Nummer, an der viele andere Künstler mit Bravour scheitern würden. Seit Jahren covert sich P!nk einmal durch ihre Lieblingskünstler und Entertainer – und die Fans entdecken dabei Freddie Mercury, Linda Perry und Kurt Cobain auf ein neues oder zum ersten Mal.

«Fuckin’ perfect»

Was bei Mick Jagger die BHs, sind bei P!nk die Plüschfrösche. Das geht zurück auf eine unangenehme Bekanntschaft mit einem echten Frosch an einer Raststätte. Der Hüpfer hatte es sich auf ihrem Fuss bequem gemacht. Einen Schock und ein Tattoo später war das Ritual geboren. Der Plüschfrosch-Weitwurf ist ein fester Bestandteil ihrer Shows und zeugt von der besonderen Beziehung zwischen dem Star und den Fans. Die Froschkönigin aller Freaks, Querschlägerin und Aussenseiterin redet mit dem Publikum auf eine Art und Weise, wie nur sie es kann. Über die unperfekte Perfektion zu schreiben, das betrachtet sie als «Therapie» – und die Konzerte sieht sie als «Sitzung einer Selbsthilfegruppe». Als ihr Management sie in den späten Neunzigern von ihrem Management in die damals überzuckerte Rolle einer Popsängerin drängen wollte, wehrte sich P!nk erfolgreich. «Ich bin eine Mischung aus Janis Joplin und Madonna», beschrieb sie sich selber. In ihrem Fahrwasser wurden solch authentische Performerinnen wie Katy Perry, Rihanna und Jessie J erst möglich. Anders als es die Spice Girls damals mit ihrer Girlpower taten, hat P!nk die Frauenpower auf die Bühne – und in die Charts – gebracht.

«Raise your glass»

Ein Glas gilt es zu heben – um anzustossen auf dieses unglaubliche Team, das P!nk ihr auf der Bühne steht. Angefangen bei den Musikern, die ihr nicht nur schon seit Jahren treu sind – hier wird Freundschaft gefeiert – bis zu den Tänzern und Akrobaten, die einen Rahmen um das Powerhaus bilden, wie es nur eine bestens eingespielte Truppe kann. Ohne dieses Zusammenspiel wären akrobatische Nummern wie in ihrer aktuellen Show nicht möglich. Dem Publikum wird dies spätestens dann bewusst, wenn ihr Idol ihnen plötzlich Purzelbäume schlagend über die Köpfe hinwegsaust. Man spürt, dass P!nk am liebsten mit jedem Zuschauer einzeln eine Verbindung aufbauen will – und dass sie versucht, so nahe wie nur möglich an ihr Publikum heranzukommen.

«So what»

Pink 2018Auch abseits der Bühne macht sich die Künstlerin für Aussenseiter und Minderheiten stark. Immer wieder zieht sie für LGBTQ-Rechte in den Kampf, amtet als Botschafterin für die Tierrechtsorganisation PETA und macht sich gegen Rassismus stark. Als ihr an den VMAs 2017, der Michael Jackson Video Vanguard Award verliehen wurde, hielt P!nk eine bewegende Ansprache. Nachdem ihre sechsjährige Tochter Willow auf dem Weg zur Schule meinte: «Mama, ich bin das hässlichste Mädchen der ganzen Schule!

 

Ich sehe aus wie ein Junge mit langen Haaren», nahm sie sich Zeit, um eine Powerpoint-Präsentation zusammenzustellen – um ihrer Tochter und an der Preisverleihung dem Rest der Welt zu zeigen, was Androgynität und Schönheit wirklich bedeuten. Ein zu muskulöser Körper? Eine zu starke Meinung? Ein zu maskulines Aussehen? All dies wurde schon über Alecia Beth Moore gesagt und geschrieben. Lässt sie sich deshalb die Haare lang wachsen? Verändert sie ihren Körper, um Schönheitsidealen zu entsprechen? Nein! Füllt sie trotzdem Arenen überall auf der ganzen Welt? Ja! Mit Sicherheit liegt das an ihrer kompromisslosen Art und Weise, mit dem Leben umzugehen.

P!NK
30.07.2019, Stadion Letzigrund Zürich
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