«Geiz ist geil» lautet ein populärer Werbeslogan, der auch auf die Musik zutrifft. Die Amerikanerin Santigold (39) kritisiert dies und benennt ihr Album aus Trotz «99¢». Am 14. Juni kommt sie ins Zürcher X-tra.
Geheimtipp Santigold auf Tournee
Obwohl Santigold eher als Geheimtipp gilt, ging sie schon mit sehr grossen Namen auf Tournee. Sie eröffnete Konzerte von Coldplay, Red Hot Chili Peppers, Kanye West, Björk und Jay Z. Mit Letzterem ist sie noch heute verbunden – sie steht bei seinem Label Roc Nation unter Vertrag. Seit März ist Santigold, die bis 2009 unter dem Namen Santogold auftrat, diesen wegen eines Rechtsstreits aber ändern musste, auf ihrer «We Buy Gold»-Tour und bringt ihren elektronisch angehauchten Pop auch in die Schweiz.
Musik ist wertlos, könnte man meinen. Es ist kinderleicht, kostenlos Musik aus dem Internet runterzuladen. Menschen sind nicht bereit, für Musik viel Geld auszugeben. Dies hat auch Santigold, die mit bürgerlichem Namen Santi White heisst, erkannt. Und sie kritisiert diese Entwicklung.
«Der Künstler muss sich selber zu einem Produkt machen»
Das Cover ihrer neuen Platte erinnert an Ausverkauf: Santigold liegt wie ein Stück Fleisch eingepackt in Klarsichtfolie inmitten von Gegenständen ihres Alltags. Provokativ dazu der Titel des Albums: «99¢». Natürlich kostet das Album nicht nur so wenig, der Titel ist eine Anspielung auf den Ausverkauf der Musik. «Es sind traurige Zeiten für echte Künstler, für echte Musiker», sagt die in Brooklyn wohnhafte Sängerin dem «Rolling Stone»-Magazin.
Man sei gezwungen, sich über soziale Medien zu verkaufen, und könne nicht mehr vom Musikverkauf leben. Vielmehr müsse Santigold nun Kompromisse in ihrem Schaffen eingehen. «Der Künstler muss sich heute selber zu einem Produkt machen – ich spiele zum Beispiel eine Menge Corporate-Gigs, also Konzerte für Firmen und wohlhabende Privatpersonen», sagt sie. Es sei zwar grundverschieden von öffentlichen Konzerten, allerdings sei es auch ein schöner Weg, die eigene Musik zu transportieren.
Santigold übt Kritik an den sozialen Medien
Wenn die Amerikanerin in Zürich haltmacht, wird auch ihre neuste Single «Can’t Get Enough of Myself» nicht fehlen. Darin geht es um den Zwang, sich in sozialen Medien zu präsentieren. Passend dazu wurde ein interaktives Musikvideo geschaffen, in dem der Zuschauer mittels Webcam selbst ein Teil des Clips wird. So kann sich jeder einmal so exponiert fühlen, wie das Musiker heutzutage sind.