Fotos: Nicolas Aebi

Steff la Cheffe gewann 2011 als SRF Best Talent bei den Swiss Music Awards – ein Booster für ihre Karriere. Wir trafen die Musikerin und SMA-Macher Oliver Rosa zum Gespräch über Talentförderung in der Schweiz.

event.: Steff, du hast 2011 an den Swiss Music Awards den New Talent Award steff la 3gewonnen. Was hat dieser Preis in deinem Leben verändert?
Steff la Cheffe: Schon einiges. Es war ein gutes und wichtiges Sprungbrett für mich. Einerseits, weil ich eine Plattform bekam, und andererseits als «Best Talent» auch ein Preisgeld. Dieses Geld kam im richtigen Moment – ich konnte es in meine Albumproduktion investieren.

Was war denn wichtiger – das Geld oder die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit?
Steff la Cheffe: Man darf beides nicht unterschätzen – Türen gehen auf, es gibt zusätzliches Publikum, eröffnet neue Möglichkeiten. Auf längere Sicht ist die Aufmerksamkeit fast wertvoller. Doch am Anfang kann man auch 10 000 Franken für eine Albumproduktion gut gebrauchen.

Oliver, was würdest du einem jungen Künstler, der bekannt werden will, raten?
Oliver Rosa: Sich von Anfang an treu zu bleiben. Authentizität hilft, um Anerkennung zu erhalten. Heute ist alles transparenter: Das Publikum will spüren, ob es stimmt, was ein Künstler tut. Talent wird heute viel stärker gewichtet als vor 20 Jahren. Früher bestimmten einige wenige Menschen, ob man einem Musiker eine Chance gibt oder nicht. Heute ist es anders, ein Live-Auftritt hat viel mehr Gewicht. Ich glaube, Künstler haben mehr Freiheiten. Obwohl das jetzt alles sehr romantisch tönt: Das ist ein harter Job – es wird einem nichts geschenkt.

Was ist heute der beste Weg, um auf sich aufmerksam zu machen?
Steff la Cheffe: Es ist alles demokratischer. Es gibt die Strukturen ja schon noch, aber alles ist sich am Verändern, am Schrumpfen. Andere Player kommen hinzu – es ist nicht mehr so monopolisiert. Es gibt viel mehr kleinere Labels. Es gibt nicht mehr nur die drei grossen. Zudem hat sich die gesamte Medienlandschaft revolutioniert, man ist nicht mehr nur von den Grossen abhängig. Man braucht nicht mehr die Gunst eines grossen Mediums. Sondern es reicht ein Soundcloud-Account. Du kannst deine Produktionen selber hochladen – und wenn du mit Social Media schlau umgehst, kannst du so schon etwas erreichen.

Welche Rolle in der Künstlerförderungspielen die Swiss Music Awards?
Oliver Rosa: Wir wollen vor allem abbilden. Die Ehrung, die wir grossen Musikern erweisen, wollen wir nutzen, um eine Breite und eine Reichweite zu erhalten – um dann auf dieser Plattform neue Talente vorzustellen. Das ist unsere Form von Förderung. Wir wollen der Schweizer Musikszene mit unserem Anlass ein Fenster geben. Die einheimische Szene wird oftmals unterschätzt.
Steff la Cheffe: Von wem?
Oliver Rosa: Vom Publikum, von Radiohörern und Zuschauern. Wir wollen die Vielfalt der Schweizer Musikszene abbilden – und ihre unglaubliche Spannweite.

In den letzten Jahren haben sich in vielen Genres erfolgreiche Schweizer Acts entwickelt

Die Swiss Music Awards gibt es seit zwölf Jahren. Was hat sich in dieser Zeit verändert?
Oliver Rosa: Die Schweizer Popszene hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren sehr diversifiziert. In dieser Zeit haben sich in vielen Genres erfolgreiche Schweizer Acts entwickelt.
Steff la Cheffe: Bei vielen Bands kann man heute formal nicht mehr unterscheiden, ob es ich um nationale oder internationale Acts handelt. Wenn vor zehn oder 20 Jahren ein Schweizer Song im Radio lief, hat man ihm dies irgendwie angemerkt. Das hat sich aufgelöst. Und es gibt heute mehr Schweizer Künstler, die international mithalten können, und auch viele, die ihren Dialekt mit grossem Selbstbewusstsein einsetzen.
Oliver Rosa: Da bin ich voll bei Steff. Wenn wir mit den SMA aufzeigen können, was Steff gerade beschrieben hat, und dass immer wieder etwas Neues kommt, haben wir schon viel erreicht.
steff la fish1Steff la Cheffe: Für mich ist das auch ein Symbol für das Showbusiness, es ist für mich nicht so etwas Schweizerisches – grosse Bühne und so.
Oliver Rosa: Das ist ein wichtiger Punkt. Viel waren am Anfang eher skeptisch: Kann man überhaupt eine Show draus machen – mit rotem Teppich und Dresscode? Nie im Leben!
Einige stehen dem noch immer kritisch gegenüber. Manchmal steht uns das auch im Weg. Beispielsweise im Zusammenhang mit Förderinstitutionen. Wir machen den Spagat zwischen Show und dem Engagement für die Szene. Ich sehe den Widerspruch nicht: Man kann eine Show machen und sich zelebrieren; und wenn man dadurch mehr Aufmerksamkeit erreicht, finde ich das gut.
Steff la Cheffe: Ich habe Mühe mit dem Playback-Prinzip, im Fernsehen kann man ja selten live spielen. Das Visuelle ist bei einer TV-Show oft wichtiger als die Musik. Wir leben in einer visuellen Zeit. Manche Bands nehmen 2 bis 3 Trucks voll mit Lichtmaterial mit auf ihre Tour, damit es visuell «tätscht».
Oliver Rosa: Für dieses Thema habe ich Verständnis. Es heisst ja Swiss Music Awards und nicht Swiss Visual Awards. Unser neuer Austragungsort, das KKL Luzern, bietet uns mehr Möglichkeiten, Künstler auch live spielen zu lassen.

Was wollt ihr weiter mit den Swiss Music Awards erreichen?
Oliver Rosa: Schön wäre, wenn wir einer Künstlerin wie Steff la Cheffe in einigen Jahren einen Outstanding Achievement Award für ihr Schaffen verleihen dürften. Dann hätten wir eine Künstlerin wie sie durch ihre langjährige Karriere begleitet – vom Anfang der Karriere bis zur Vorbildfunktion für die nächste Generation.

Swiss Music Awards
16.02.2019, KKL Luzern
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