Ganze zehn Jahre war es still um The Corrs. Im letzten Jahr traten sie im Hyde Park auf und veröffentlichten ein neues Album. Im Juni folgt ein Auftritt am Blue Balls Festival in Luzern. Wir sprachen mit Andrea Corr (42) über das neue Album und die Schweiz.
The Corrs haben zehn Jahre Pause gemacht. Wieso?
Andrea Corr: Wir wollten uns auf unser Privatleben konzentrieren. In den zehn Jahren sind insgesamt acht Kinder geboren, ich habe als Solokünstlerin Musik rausgebracht und in zwei Theaterstücken mitgespielt. Aber wir hatten nie vor, eine so lange Pause einzulegen.
Haben Sie das Livespielen vermisst?
Ehrlich gesagt habe ich nie wirklich realisiert, wie sehr ich es vermisst habe. Erst als wir dann wieder zusammen am neuen Album gearbeitet haben, habe ich es bemerkt. Caroline hat es allerdings immer sehr vermisst. Wir schreiben schon wieder an einem neuen Album und lieben es, aufzutreten.
Wann haben Sie sich entschieden, ein neues Album aufzunehmen?
Caroline hat uns alle angerufen und gefragt, ob wir wieder etwas machen. Ohne dabei an ein Album oder Konzert zu denken. Und bei der Arbeit hat sich dann das neue Album immer mehr herauskristallisiert.
Was war anders bei den Aufnahmen?
Wir hatten keinen Druck. Nach so einer langen Pause war es fast wie bei einem ersten Album, man muss nicht am Erfolg des Vorgängers anknüpfen. Nicht einmal der Plattenfirma haben wir gesagt, dass wir an neuen Songs arbeiten. Interessant war, dass unsere Demos schliesslich gleich zu Aufnahmen wurden.
Was hat sich in den zehn Jahren geändert im Musikbusiness?
Vieles! Aber ein Punkt ist offensichtlich: Die Leute bezahlen nicht mehr für Musik, obwohl sie es sollten. Musik hat einen grossen Wert, sie kann sogar heilend sein. Die Leute heutzutage sind sich nicht bewusst, wie wichtig die Musik für ihr Leben ist.
Sie sind vier Geschwister. War es abzusehen, dass Sie eine Band gründen werden?
Ja, wir sind sehr musikalisch aufgewachsen. Unsere Eltern hatten schon eine Band zusammen und haben ständig zu Hause geprobt. Und wir waren alle mit viel Passion bei der Musik dabei. Ich habe mir das zwar so nicht ausgesucht, aber für mich war es ein offensichtlicher und richtiger Weg.
«Die Menschen erkennen den Wert der Musik nicht mehr.»
Was wären Sie jetzt, wenn nicht Musikerin?
Ich denke, ich wäre Schauspielerin. Ich mache das ja jetzt schon nebenbei mit viel Leidenschaft, es gefällt mir sehr.
Wie viele Instrumente spielen Sie?
Das hab ich noch nie gezählt. Wir alle spielen Piano und Gitarre, Jim spielt Keyboard und verschiedene Saiteninstrumente wie Mandoline, ich spiele Ukulele und Flöte. Sharon spielt Violine, und Caroline spielt Schlagzeug und alle Arten von Perkussion. Ich kann das gar nicht zählen, du musst zusammenrechnen!
Neun Instrumente! War es hart, die alle zu erlernen?
Ja, wir haben viel Zeit investiert. Als Kind ist es natürlich mühsam, aber mit dem Alter wird man immer passionierter und will auch neue Instrumente lernen. Ich bin total froh, dass ich jetzt noch das Ukulele-Spielen gelernt habe.
Spielen Sie lieber Ihre neue Musik oder Ihre alten Hits?
Ich glaube, dass man generell lieber die neue Musik spielt. Sie ist neu, frisch, und man will sie dem Publikum zeigen. Nichtsdestotrotz bekommt man bei den Hits eine ganz besondere Stimmung.
Also verleiden die Hits auch nicht.
Nein. Beispiel: Unseren ersten Auftritt nach der zehnjährigen Pause hatten wir gleich vor 60’000 Leuten im Londoner Hyde Park. Und als wir dort «Runaway» spielten, hat die ganze Menge mitgesungen. Das war sehr emotional!
Können Sie Ski fahren?
Nein, darin bin ich furchtbar. Ich habe Höhenangst und auf Ski immer das Gefühl, dass ich mit grosser Geschwindigkeit fahre, obwohl es eigentlich nur Schrittgeschwindigkeit ist. Aber meine Geschwister können alle Ski fahren!
Welchen Auftritt werden Sie nie vergessen?
In Dublin haben wir einmal vor 50’000 Leuten gespielt. Die Stimmung war super, und ein Helikopter flog die ganze Zeit ums Stadion, weil wir eine DVD aufgenommen haben. Und natürlich, als wir bei den Rolling Stones Vorgruppe waren und nach dem Konzert in Prag mit «nur» 15’000 Zuschauern das Konzert schauen konnten. Sonst spielen die ja in viel grösseren Veranstaltungsorten!
Wie entspannen Sie sich?
Ich liebe es, zu lesen. Bücher helfen mir, zu entspannen und dem Alltag zu entfliehen. Das ist sehr wichtig für mich. Letzthin habe ich das Buch «Alles Licht, das wir nicht sehen» von Anthony Doerr gelesen und wollte nachher einen Fanbrief schreiben. Stattdessen habe ich ein Bild davon auf mein Instagram-Profil gepostet. Es ist wirklich ein einzigartiges Buch, das ich jedem empfehle!
Wie wird Ihr Konzert am Blue Balls Festival aussehen?
Es dreht sich alles um die Musik, Pyroshows oder Kostümwechsel muss man woanders suchen. Neben unserer aktuellen Musik und unseren Hits werden wir in der Mitte des Konzerts zu einer intimen Acoustic-Session wechseln. Das wird ein besonderer Moment.
THE CORRS
28.07.16, Blue Balls Festival Luzern
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