Trauffer ist der Mann der Stunde. Sein letztes Album «Heiterefahne» ist mittlerweile das erfolgreichste Hitparaden-Album eines Schweizer Künstlers. Und trotzdem geht es für den Fabrikbesitzer, Papi und Sänger noch viel weiter.

Wie macht der das bloss, fragt man sich, wenn man die Biografie von Marc Trauffer (38) kennt. Er leitet nicht nur die bekannte Holzspielwarenfabrik Trauffer im Berner Oberland, sondern ist auch noch Papi von zwei Kindern und leidenschaftlicher Musiker. Die Musik sei für ihn aber nur ein Hobby, sagte er in früheren Interviews. Ein sehr erfolgreiches Hobby, denn Trauffer ist in aller Munde. Ausverkaufte Konzerte, Hitparaden-Erfolge für die Geschichtsbücher.

Alles nur schlaue Verkaufsstrategie? «Viele Journalisten werfen mir das vor», erzählt er im Interview. «Doch das ist meine Realität, ich lebe hier auf dem Land im Berner Oberland. Zwischen Kühen und Weiden!» Recht hat er. Im idyllischen Hasliberg ist es schon anders als im urbanen Zürich. Das Leben in der Stadt hat Trauffer für sich sowieso schon abgeschrieben. «Ich habe in Basel gewohnt und fand es immer seltsam, wenn ich die Kassiererin im Laden kannte, aber sie mich nicht», meint er.

Trauffer sieht die Vielfalt der Schweiz bedroht

Allgemein fühlt er sich der Schweiz sehr verbunden. Was er am meisten mag? «Die Vielfalt, sei es in der Kultur oder auch in den Möglichkeiten, die wir hier haben», sagt er. Doch diese Vielfalt sieht er aktuell bedroht durch die bevorstehende Abstimmung über die No-Billag-Initiative. «Es wäre fatal, wenn plötzlich die Rätoromanen keine Tagesschau mehr hätten», sagt er. «Oder wenn man im Radio nur noch auf Pop setzen muss, statt auch klassischer Musik einen Raum zu geben.»

Allgemein bereite die Politlandschaft dem Alpentainer Sorgen. «Es wird alles amerikanisiert, gibt nur noch links oder rechts, Schwarz oder Weiss. Von der Mitte redet man kaum», meint er. Der Mittelstand gehe verloren, das sei schade. Denn von dieser Gemeinschaft lebe die Schweiz.

Die bergige Schweiz ist auf seinem neuen Album «Schnupf, Schnaps und Edelwyss» gut zu hören. Kein Wunder: Das Album nahm er innerhalb von drei Wochen in einer Berghütte im Justistal auf. «Es klingt dadurch etwas eckig und kantiger, aber das ist genau der Klang, den ich wollte», erzählt er. «Heute nimmt man ein Album über eine längere Zeitspanne auf, ich wollte es kompakt gestalten und mit allen Bandmitgliedern daran arbeiten», sagt er. Auch vor und nach den drei Wochen habe niemand am Album gearbeitet. Brauchts auch nicht, denn «ich bin mega zufrieden mit dem Ergebnis», sagt der Alpentainer.

Trauffer versteht Kritik von Gülsha nicht

Kritik gab es trotzdem. Die Fernsehmoderatorin Gülsha warf Trauffer wegen des Songs «Geissepeter» Sexismus vor. «Sie schwänzled um mi ume und macht mer schöni Ouge, schüttlet ihri Zöpfli und löpft ihres Röckli» heisst es da. Trauffer nimmt die Kritik gelassen: «Wenn man auf dem Gipfel steht, muss man sich nicht wundern, dass es windet. Dass andere Menschen sich äussern, ist völlig legitim.» Trotzdem lässt er den Vorwurf von Sexismus nicht auf sich sitzen: «Ich kann voll und ganz hinter dem Song stehen. Ein Dirndl ist nichts böses, wir haben nichts gemacht, was über eine Grenze hinausgeht», sagt er. «Vor allem in einer Zeit, in der sogar Kinder alles Mögliche auf ihrem Smartphone ohne Hindernisse konsumieren können.»

In Hasliberg ist von Kritik keine Spur: Auf der Schlittelroute erkennen immer wieder andere Wintersportler den Alpentainer und möchten ein Foto machen oder ein Autogramm bekommen. Trauffer ist nah bei den Leuten.

Und das, obwohl der Alpentainer eigentlich genug zu tun hätte, hauptberuflich leitet er schliesslich seine Holzspielwarenfabrik Trauffer AG und ist zweifacher Vater. «Es läuft wirklich viel momentan, mein Zug hat ein sehr hohes Tempo», sagt Trauffer. «Aber es ist schön, ich geniesse den Status quo.» Die Kraft schöpft er aus der vielen positiven Energie, die er durch den Erfolg bekommt. «Wenn es nicht rundlaufen würde – sei es in der Firma oder in der Musik –, dann könnte ich dieses Pensum so nicht stemmen.»

Die nächste Tour ist ein Rundum-Erlebnis

Für die nächsten Konzerte hat Trauffer ein eigenes Alpentainer-Dorf entwickelt: «Ich fand es immer schade, wenn Leute zu meinem Konzert kamen, auf den Beginn warteten, zwei Stunden Spass hatten und dann wieder gingen», meint er. «Deshalb gibts nun auch vor und nach dem Konzert ein Rahmenprogramm: Vorher gibts Verpflegung aus der Region, anschliessend Party und die ein oder andere Möglichkeit, mit mir Fotos zu machen», erzählt er. Zudem führt die Tour nicht in die grossen Städte, sondern in die Vororte und aufs Land. Auch das gehört zum Konzept. «Das ausverkaufte Konzert in Zürich war zwar schön, aber als ich gefragt habe, wer überhaupt aus Zürich ist, haben sich nur drei Leute gemeldet», sagt er. Deshalb gehe es jetzt direkt zu den Fans. «Und die Leute aus der Stadt können mal ins Grüne fahren. Das ist doch auch schön.»

TRAUFFER
09.03.18–26.05.18, die grosse Tour mit Alpentainer-Dorf
Diverse Festivals
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